Chronik für das Jahr 1950

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1. Juni 1950

Nach Freigabe durch die britische Besatzung konnte jetzt auch das Hotel "Zur Sonne" wieder eröffnet werden, wodurch dem Fremdenverkehr 62 Betten mehr zur Verfügung stehen.

Der Platz vor dem Bahnhof hat durch das Stadtbauamt eine Verschönerung erfahren. Die endgültige Gestaltung soll später durchgeführt werden, sie wird besonders den dort ungemein starken Autobusverkehr zu berücksichtigen haben.

Während des Krieges war auf dem Wilhelmsplatz ein großer Feuerlöschteich zu Luftschutzzwecken angelegt worden. Derzeit wird dieser zugeschüttet und der Platz in seinen alten Zustand versetzt. Der soll ganz als Auto-Parkplatz dienen.

Professor Dr. Rudolf Stich, langjähriger Ordinarius für Chirurgie und Direktor der Chirurgischen Universitäts-Klinik, ist zum Ehrenmitglied der Deutschen Chirurgischen Gesellschaft ernannt worden.

9. Juni 1950

In vertraulicher Sitzung beschloß der Rat, die Amtszeit von Oberstadtdirektor Schmidt bis zum 30. Juni 1951 zu verlängern. Da Oberstadtdirektor Schmidt die Altersgrenze überschritten hat, wird die Stelle zum 1. Juli 1951 ausgeschrieben werden.

Der Studentenrat der Universität hat nach mehrstündiger Debatte mit 32 Stimmen bei 10 Gegenstimmen und 4 Enthaltungen beschlossen, die von der Studentenschaft der Universität Göttingen mit der der Leipziger Universität unterhaltene Patenschaft aufzugeben. Als Gründe werden die unüberwindlichen Verschiedenheiten in den politischen Grundvoraussetzungen und Grundvorstellungen bei beiden Partnern angegeben.

Derzeit führt die Universität Verhandlungen, den alten Plan einer Verlegung ihrer Forstlichen Fakultät von Münden nach Göttingen zu verwirklichen. Seitens der Forst-Studenten wie der Stadt Münden wurden Einsprüche erhoben, die Stadt Göttingen würde im Falle der Verlegung Teile der ehemaligen Zieten-Kaserne auf dem Lohberg zur Verfügung stellen. Da nach Mitteilung der niedersächsischen Staatsregierung derzeitig Mittel für die Verlegung nicht bereitstehen, ist mit der Übersiedlung in naher Zukunft nicht zu rechnen. Die Universität betreibt das Anliegen aber eifrig weiter.

14. Juni 1950

Der Vorstand der Volkshochschule wurde neu gewählt. Den Vorsitz übernahm wieder Professor Dr. Rittig. Weiter gehören dem Vorstand an der Rektor der Universität, Ratsherr Professor Dr. Rosemann (Vorsitzender des städtischen Kulturausschusses) und Dr. Gentsch als Vertreter der Gewerkschaften. Durch die Neubesetzung des Vorstandes gewinnt der Rat der Stadt Göttingen stärkeren Einfluß auf die Gestaltung der Volkshochschule, für die der wesentliche finanzielle Aufwendungen macht.

15. Juni 1950

Das Denkmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71 am Kreuzungspunkt der Goetheallee und der Bahnhofstraße wurde niedergelegt. Seit der krönende Bronzeadler während des letzten Krieges der Metallsammlung zum Opfer gefallen war, stellte das Denkmal nur noch einen unschöne Torso dar.

16. Juni 1950

Feinmechanikermeister August Fischer, der Obermeister der Feinmechaniker-Innung für den Regierungsbezirk Hildesheim und Landesfachgruppenleiter Feinmechanik des Landes Niedersachsen, starb unerwartet im Alter von 55 Jahren.

Am Chiemsee verschied 65 jährig Professor Dr. phil., Dr. Ing. e.h. Arnold Eucken, Ordinarius der Physikalischen Chemie und Direktor des Institutes für Physikalische Chemie an der Universität Göttingen.

17. Juni 1950

Heute und morgen weilenden Bischof Godehard Machens und Weihbischof Johannes aus Hildesheim zur Spendung des Sakraments der Firmung in Göttingen.

18. Juni 1950

Eine schwedische Volkstanz- und Volksmusikgruppe besuchte Göttingen und tanzte mittags, herzlich von der Bevölkerung begrüßt, auf dem Marktplatz.

24. Juni 1950

Die in der Göttinger Chorgemeinschaft zusammengeschlossenen Chöre eröffneten heute mit einem Konzert im "Stadtpark" ihre diesjährige Chormusikwoche, die als Werbung für das deutsche Lied bis zum 2. Juli dauern soll. Die verschiedenen Chöre werden in dieser Zeit auf öffentlichen Plätzen singen.

25. Juni 1950

Mit Wirkung von heute wird auf den drei Hauptlinien des städtischen Kraftwagen-Verkehrs sonntags versuchsweise statt bisher erst mittags bereits morgens 8.55 Uhr der Verkehr aufgenommen.

26. Juni 1950

In der überfüllten Aula der Universität hielt der Hohe Französische Kommissar und einstige Botschafter in Berlin, François Poncet, einen Vortrag über Descartes, vom Rektor der Universität wie vom Niedersächsischen Kultusminister empfangen und begrüßt.

27. Juni 1950

Nach viermonatiger Pause begannen heute in den Ateliers der Filmaufbau-Gesellschaft wieder Film-Aufnahmen ("Korporal Mombour", nach der 1940/41 in einem Göttinger Lazarett entstandenen Novelle von Ernst Penzoldt).

Für die vier östlich der Reinhäuser Landstraße geplanten neuen Straßen wählte der Rat aus Vorschlägen der Einwohnerschaft folgende aus: "Fritz-Reuter-Straße, Theodor-Storm-Straße, Heinrich-Sohnrey-Straße und Georg-Rott-Straßen".

29. Juni 1950

Landesbischof D. Dr. Lilje weilte heute in Göttingen.

Eine Gruppe dänischer Pfadfinder hält sich für acht Tage in Göttingen auf und wurde von Stadtschulrat Buchheim als Vertreter des Oberbürgermeisters auf einem Begrüßungsabend willkommen beheißen.


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