Chronik für das Jahr 1950

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1. April 1950

Die Klempner-, Installateur- und Kupferschmiede-Innung besteht heute 50 Jahre. Ihr derzeitiger Obermeister ist Kupferschmiedemeister Karl Reiter.

Im Gebäude der Felix-Klein-Oberschule und dem früheren Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Lüttich-Kaserne sind zwei neue Volksschulsysteme eingerichtet worden. Im Zusammenhang damit erfuhr die Einteilung der Göttinger Schulbezirke eine Neuordnung, durch die vor allem die bisher überbelegte Albani- und Herbart Schule um je rund 400 Kinder entlastet werden. Außerdem ist der Bau einer Volksschule im Nordviertel beschlossen worden, die Pläne werden derzeitig im Stadtbauamt bearbeitet.

12. April 1950

Vom 12. bis 14. April fand hier ein Landpädagogischer Kongreß statt, veranstaltet von der Landvolkabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Gemeinschaft mit dem Institut für Erziehung und Unterricht und der Pädagogischen Hochschule.

Göttingen bewirbt sich derzeitig bei der Bundesregierung in Bonn darum, Sitz des Obersten Bundesgerichts zu werden. Oberstadtdirektor Schmidt ist zu diesem Zweck persönlich in Bonn vorstellig geworden. Das Gesuch der Stadt wird von der Juristischen Fakultät der Universität besonders unterstützt. Die Stadtverwaltung beabsichtigt, die von der britischen Besatzung freigegebenen ehemaligen Zieten-Kasernen auf dem Lohberg für die Zwecke des Bundesgerichts herzurichten, falls die Ortswahl auf Göttingen fallen sollte.

16. April 1950

Der Universitätsbund Göttingen führt vom 16. bis 22. April in Osnabrück eine Hochschulwoche durch, der in den nächsten Wochen solche in Lüneburg und Celle sich anschließen werden.

Pastor Wilhelm Eichhorn, seit 1927 zweiter Geistlicher in St. Jacobi, starb am 14. April an einem Gehirnschlag unerwartet. In der überfüllten St. Jacobikirche fand heute die Trauerfeier für den beliebten Geistlichen statt, der sich unter ungeheurer Beteiligung die Beisetzung auf dem Stadtfriedhof anschloß.

17. April 1950

Der 5. Göttinger Juristentag wurde heute abgehalten, an ihm nahm auch Oberlandesgerichtspräsident von Hodenberg aus Celle teil.

Der Gesamtverband der evangelisch-lutherischen Gemeinden Göttingen hat einen Wettbewerb für den Neubau einer Kirche auf dem Egelsberg ausgeschrieben. 55 Architekten aus den Regierungsbezirken Hannover und Hildesheim beteiligten sich daran. Das Preisgericht stand unter dem Vorsitz von Landeskonservator Professor Dr. Deckert-Hannover und verlieh 5 Preise.

20. April 1950

22 Vertreter großer westdeutscher Zeitungen besuchten auf einer Informationsreise heute unsere Stadt.

24. April 1950

Vor dem Göttinger Arbeitsgericht stand unter großem Publikums-Andrang heute die Klage der Schauspielerin Marianne Schubart vom Theater der Stadt Göttingen gegen die Stadtverwaltung wegen rechtsunwirksamer Aufhebung ihres Engagements-Vertrages zur Verhandlung. Dem Prozeß kommt eine allgemeine Bedeutung zu, weil es sich dabei um die grundsätzliche Frage handelt, ob die als Folge des künftigen Fortfalls von Oper und Operette wie der Umstellung des Theaters aus städtischer Regie in einen Gesellschaftsbetrieb vorgenommenen Massenkündigungen zu Recht bestehen oder nicht. Das Arbeitsgericht erklärte nach fast achtstündiger Verhandlung die Lösung des Schubartschen Engagements-Vertrages für ungültig. Die Stadtverwaltung wird gegen dieses Urteil Berufung einlegen.

Der Kommandant der britischen Besatzung, Mr. Newey, stattete Oberbürgermeister Föge einen Abschiedsbesuch ab. Damit hat die bisher hier stehende britische Besatzung der Rhine Army Göttingen verlassen, es bleiben nur noch einige britische Dienststellen hier zurück.


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