Chronik für das Jahr 1949 |
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1. März 1949 Oberst Bankart, seit 3 Jahren britischer Kommandant der Kreise Göttingen-Stadt und Land, Hann. Münden und Duderstadt ist als Kreisresidenzoffizier nach Hameln versetzt worden, seine bisherige Dienststelle wird aufgelöst. Die Kreisresidenzoffiziere unterstehen jetzt unmittelbar dem Kommandanten für den Regierungsbezirk Hildesheim in Hildesheim. Das Arbeitsamt Göttingen registrierte am heutigen Tag 4860 männliche und 1062 weibliche Arbeitssuchende. Arbeitslosenunterstützung erhalten heute 1602 Männer und 175 Frauen, am 20. Juni vorigen Jahres (dem Tag der Währungsreform) waren beim Göttinger Arbeitsamt nur 10 Männer und keine Frau Unterstützungsempfänger. Wurde damals an 160 Männer und 5 Frauen Fürsorgeunterstützung gezahlt, so heute an 1235 Männer und 167 Frauen! Offene Stellen verzeichnet das Arbeitsamt zur Zeit nur 358 für Männer und 399 für Frauen, am Tag der Währungsreform waren es 1510 für Männer und 1630 für Frauen gewesen. 5. März 1949 Im Zirkus "Apollo", der in Hallen des früheren Flugplatzes hier überwintert hat, erlitt bei einer Löwen-Dressurprüfung der Dompteur Henry Martinet im Löwenkäfig einen Herzschlag. 7. März 1949 Der erste von der Göttinger Filmaufbau-Gesellschaft gedrehte Film "Liebe 47" von Wolfgang Liebeneiner erlebte im "Capitol"-Lichtspieltheater seine Uraufführung. Der Film behandelt nach dem Schauspiel "Draußen vor der Tür" von Wolfgang Borchert das Schicksal eines aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrenden deutschen Soldaten und einer aus dem Osten vertriebenen deutschen Frau 1947 im bombenzerstörten Hamburg. 8. März 1949 Professor Dr. Otto Hahn, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, beging seinen 70. Geburtstag, an dem der der Mittelpunkt zahlreicher Ehrungen war. 13. März 1949 Die Reichsbahndirektion Hannover veranstaltete heute von Sooden-Allendorf, Kreiensen wie Einbeck erstmalig Theaterfahrten nach Göttingen mit ermäßigten Eintrittspreisen für das Stadttheater. Im Stadtgebiet Göttingen, zumal in den Außenbezirken, häufen sich in letzter Zeit abendliche und nächtliche Raubüberfälle, so daß die Polizeiverwaltung sich entschlossen hat, bewaffnete Polizeibeamte in Zivil vermehrt einzusetzen, die als einsame Straßenpassanten patroullieren. Zum Präsidenten des Anfang März in Stuttgart gegründeten Deutschen Forschungsrates wurde Professor Werner Heisenberg-Göttingen gewählt, Vizepräsident wurde gleichfalls ein Göttinger Gelehrter, der Physiologe Professor Hermann Rein. Der Deutsche Forschungsrat soll die Interessen der Forschung und der Wissenschaft vertreten. Die Göttinger Filmaufbau-Gesellschaft hat zur Abwendung weiterer finanzieller Schwierigkeiten eine Interessenteilung zwischen Atelier und Produktion beschlossen. Die Firma lautet künftig "Filmatelier Göttingen GmbH" und beschränkt sich auf Vermietung ihrer Ateliers auf dem früheren Flugplatzgelände. Außerdem unterhält sie eine Kopieranstalt. Neben ihr gründet sich eine neue Firma als eigentliche Produktionsgesellschaft. Göttingen bleibt also auch weiterhin Filmstadt. 21. März 1949 In der Goßlerstraße feierte die "Akademische Burse" Richtefest der bisher erstellten Bauteil. Die Burse soll eine großen Zahl Studenten in Form einer Wohngemeinschaft für die Dauer ihres Göttinger Studiums Unterkunft und Heimstatt bieten. 25. März 1949 Es bildete sich ein Gründungsausschuß des Weltbürgertum, Sektion Göttingen, der sich vornehmlich aus Anhängern internationaler Zusammenarbeit und Friedensfreunden zusammensetzt. In Göttingen haben sich bereits mehrere hundert Personen als Weltbürger registrieren lassen. 27. März 1949 Das Stadttheater hat in Anbetracht der allgemeinen Wirtschaftslage die Eintrittspreise gesenkt: bei Erstaufführungen und Sondervorstellungen um 10, bei den laufenden Vorstellungen um 20, bei Stücken, die mehr als 15 Aufführungen erleben, von der 16. Aufführung ab um weitere 10 vom Hundert. 29. März 1949 Der niederdeutsche Dichter Dr. h.c. Moritz Jahn in Geismar vollendete heute sein 65. Lebensjahr. Professor Dr. phil. et jur. Richard Passow, der frühere Ordinarius für Staatswissenschaften an der Georgia Augusta, einer der bedeutendsten Vertreter seines Faches starb im Alter von 69 Jahren. |
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