Chronik für das Jahr 1949 |
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3. Januar 1949 Heute wurde eine weitere Linie des städtischen Kraftomnibusverkehrs in Betrieb genommen, die zunächst in halbstündlicher Folge vom Bahnhof über Auditorium und Markt zur Lüttich-Kaserne in der Geismar Landstraße fährt. Damit ist diese während des Krieges eingestellte Verbindung wieder hergestellt. Der städtische Kraftomnibusverkehr besteht nunmehr aus 5 Linien. 6. Januar 1949 Im 85. Lebensjahr verstarb der frühere langjährige Erste Bibliothekarsrat der Universitäts-Bibliothek, Dr. phil. Johannes Joachim, der Sohn des berühmten Geigers. 7. Januar 1949 Der Rat beschloß in seiner heutigen Sitzung, den Vertrag mit der Reichsbahn auf Lieferung von Wasser zur Speisung der Lokomotiven zu lösen. Die Stadt sieht sich zu diesem Schritt gezwungen, um die Versorgung der stark anwachsenden Bevölkerung mit Wasser zu sichern. Von den 3,8 Millionen Kubikmetern Wasser, die im vorigen Jahr zur Verfügung standen, mußten allein 1,4 Millionen an die Reichsbahn abgegeben werden. Bei der vorgesehenen Vermehrung der Göttingen berührenden Züge, die alle aus technischen Gründen hier Wasser nehmen müssen, ist eine ernste Gefährdung der ohnehin knappen Wasserversorgung für die Stadt zu befürchten. Daher soll die Reichsbahn ersucht werden, sich nach einer anderen Wasserquelle umzusehen, das heißt, das alte Projekt einer Wasserleitung von Adelebsen nach Bahnhof Göttingen zu verwirklichen. 8. Januar 1949 Zur Erleichterung der Wohnungssuche ist beim Wohnungsamt eine städtische Tausch-Vermittlungsstelle eingerichtet worden. Die vielbesuchte Gaststätte "Hainholzhof" (auch "Kehr" genannt) auf dem Hainberg wurde wieder eröffnet, nachdem sie während des Krieges als Lazarett diente und seit Kriegsende von der britischen Besatzung beschlagnahmt war. Da die anderen Gaststätten des Hainberges noch nicht wieder verfügbar sind (der "Rohns" ist noch Krankenhaus, der "Kaiser-Wilhelm-Park" englischer Klub) so ist die Freigabe des Hainholzhofes von der Bevölkerung lebhaft begrüßt worden. Vom 8. bis 10. Januar veranstaltete das Hilfswerk der Freien Wohlfahrtsverbände einer Haussammlung für Alte und Gebrechliche unter dem Motto "Hilfe für die Alten". An zwei Tagen dieser Woche bewirtete das britische Garnison-Regiment im "Stadtpark" 700 Kinder aus hilfsbedürftigen Familien oder von noch in Kriegsgefangenschaft befindlichen Vätern mit Milch, Tee, Kuchen und Unterhaltungen. 9. Januar 1949 In der Universitätskirche St. Nikolai fand heute in Anwesenheit des Rektors zum ersten Mal Gottesdienst der katholischen Studentengemeinde statt. Die Universitätskirche ist keine Simultankirche geworden, sie gewährt der katholischen Studentengemeinde nur Gastrecht. 18. Januar 1949 Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft hielt hier einer Tagung für praktische Berufserziehung. 19. Januar 1949 Studenten der Rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät brachten Professor Dr. Wilhelm Felgentraeger zu seinem 50. Geburtstag einen Fackelzug. Damit wurde nach langen Jahren dieser alte studentische Brauch hier wieder aufgenommen. Bei der Städtischen Sparkasse überstiegen jetzt zum ersten Mal seit der Währungsreform des vorigen Jahres im Sparverkehr wieder die Einzahlungen die Auszahlungen. In der ersten Januarhälfte wurden bei der Städtischen Sparkasse insgesamt 67.820 DM auf Sparkonten eingezahlt. Ein Beweis dafür, daß das durch die Währungsreform erschütterte Vertrauen in die Sparkassen wieder zunimmt. Durch Einrichtung von Theater-Omnibussen aus verschiedenen Orten des Landkreises haben in dieser Spielzeit bisher 4000 auswärtige Besucher die städtischen Theater besucht. Auch die Gartetalbahn ließ versuchsweise einen Theaterzug fahren, der 260 Personen beförderte. 22. Januar 1949 Die Volkshochschule eröffnete in einer Feierstunde in der Oberschule für Jungen das Frühjahrs-Trimester 1949. Der Vorsitzende, Professor Dr. Rittig, sprach über "Vom Sinn des Lebens in unserer Zeit". 25. Januar 1949 Die Universitäts-Bibliothek wird im Februar den im Krieg durch Luftabgriff zerstörten großen Lesesaal im Hauptgebäude nach Wiederherstellung wieder eröffnet. Gewissermaßen als Vorfeier veranstaltete sie vom 25. bis 28. Januar im Lesesaal eine vielbesuchte Ausstellung "Die Blütezeit des deutschen Einblattholzschnittes im 16. Jahrhundert". 31. Januar 1949 Zur Linderung der großen Not, in die weite Kreise nach Kriegsende und besonders seit der Währungsreform des vorigen Jahres geraten sind, führten die Freien Wohlfahrtsverbände in der gesamten britischen Besatzungszone eine "Woche der Hilfe" durch. In Göttingen war sie am 29. Januar durch eine Straßensammlung eingeleitet worden. Heute Abend eröffnete sie Oberbürgermeister Föge in der Aula der Universität, Professor Dr. Schramm hielt einen Vortrag über "Die Epochen der amerikanischen Außenpolitik. Das Werden einer Großmacht". An anderen Abenden fanden statt: ein Boxkampf, ein englisches Militärkonzert, ein Bunter Abend der Mitglieder der städtischen Bühnen und ein Mandolinen-, Gitarren- und Harmonika-Konzert im "Stadtpark", ein Tanzabend der deutsch-englischen Gesellschaft wie ein Kostüm- und Maskenball des Clubs der Rheinländer im Haus "Atlantic", an einem Abend standen auch die Lichtspielhäuser "Capitol" und "Eden" im Dienst der guten Sache. Außerdem wurde ein Fußball-Wettspiel zwischen einer Göttinger Auswahlmannschaft und einer englischen Regimentsmannschaft geboten. In den "Kammerspielen" gastierte ein französisches Ensemble mit der Komödie "Le legataire universel" von Jean François Regnard. |
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