Chronik für das Jahr 1946

1. Juni 1946

Außer Kasernen, Schulen usw. sind bis jetzt 223 Grundstücke mit rund 1000 Wohnungen von der Besatzungsmacht beschlagnahmt worden, wodurch die ohnehin schon schwierige Lage auf dem Wohnungsmarkt für Göttingen katastrophal geworden ist.

Die Christlich-Demokratische Union (Stadt- und Landkreis-Verband Göttingen) erhielt von der britischen Militär-Regierung die Zulassung als politische Partei.

8. Juni 1946

Stadtbaudirektor Otto Frey, der das Stadtbauamt seit dem 1. November 1908 geleitet hat, trat in den Ruhestand.

9. Juni 1946

Die Orgel der St. Jakobi-Kirche, durch die Göttinger Orgelbaufirma Furtwängler & Sohn nach dem Barockorgelsystem erneuert, ist heute, am 1. Pfingsttag, wieder eingeweiht worden.

15. Juni 1946

Von heute ab sind in der britischen Besatzungszone wieder unversiegelte Wertpakete bis zu 500 Mark zugelassen. Die Pakete unterliegen der britischen Zensur.

22. Juni 1946

Vom Britischen Roten Kreuz ist für deutsche Kinder in der Stadt Göttingen im Alter von 1 bis 6 Jahren Lebertran zur Verfügung gestellt worden, für jedes Kind 250 Gramm kostenlos.

24. Juni 1946

Auf Anordnung des Oberpräsidenten wurde vom 24. Juni bis 6. Juli eine allgemeine Sammlung von Haushalt aller Art durchgeführt. Das gesammelte Material verteilte das Hilfswerk der Freien Göttinger Wohlfahrtsverbände vom 20. August ab an Flüchtlinge und Ausgebombte. Es waren dazu 7 Sammelstellen eingerichtet.

30. Juni 1946

Nach mehrjähriger, durch den Krieg bedingter Unterbrechung nahm die Händel-Gesellschaft die Tradition der Händel-Festspiele mit einem festlichen Konzert in der Aula der Universität und der deutschen Erstaufführung der Händel-Oper "Ariadne" wieder auf.

Außerdem fanden bis zum 14. Juli weitere Aufführungen des Werkes, ein Kammerkonzert und ein Vortrag des hiesigen Ordinarius für Musikwissenschaft, Professor Dr. Gerber, über "Händel und England" statt. Die musikalische Leitung hatte, wie seit Jahren, Generalmusikdirektor Fritz Lehmann, die szenische der langjährige Regisseur der Göttinger Händel-Festspiele, Professor Dr. Niedecken-Gebhard.