Abschließende Betrachtungen

Der Widerstand in Göttingen und der Region hatte meist die Form der Selbstbehauptung gegenüber der nationalsozialistischen Diktatur. Seine Reichweite, was die Beeinträchtigung der nationalsozialistischen Herrschaftsausübung und des sukzessiven Aufbaus der Diktatur anging, war gering. Aktionen des Widerstands richteten sich meist auf Informationsverbreitung über illegale Flugblätter und waren oft ein mutiges „Wir sind noch da!“.

Die Reichweite der Verbreitung dieser Informationen abseits des Informationsmonopols der Diktatur blieb indes gering. Sie beschränkte sich anscheinend häufig auf einen Personenkreis, der sowieso bereits anfällig dafür war. In diesem Sinne erinnerte sich Heinrich Düker, 1946 erster frei gewählter Oberbürgermeister Göttingens und Mitglied des ISK-Widerstands in der Stadt, 1984 in einem Interview an die Situation 1934: Wir haben die illegale Arbeit nicht aufgegeben. Nicht, weil wir glaubten, wir könnten den Nationalsozialismus noch aus Deutschland eliminieren. Sondern weil wir diejenigen stärken wollten, die so eingestellt waren wie wir.1

Auch wegen dieses eher wenig spektakulären Charakters wurden diese eher alltäglichen Aspekte des Widerstands und die Akte der Selbstbehauptung gegen die nationalsozialistische Diktatur vernachlässigt. Gerade der kommunistisch/sozialistische Widerstand wurde in der Nachkriegszeit im Klima des Kalten Krieges auf dem Gebiet der Bundesrepublik ignoriert. Göttinger Mitglieder des kommunistischen Widerstands wie Wilhelm Eglinsky gerieten erneut in das Visier der Strafverfolgungsbehörden, Gustav Kuhn wurden die Entschädigungsleistungen wegen Unwürdigkeit wieder entzogen und Hermann Fraatz musste noch 1961 eine Haussuchung über sich ergehen lassen. Eher salonfähig waren, wiewohl auch sozialistisch eingestellt, die wiederum in die SPD eingetretenen Mitglieder des ISK geworden.

Die Widerstandsgruppe des 20. Juli wurde nach dem Krieg nur langsam das Etikett der „Verräter“ los. Spätestens aber mit der Einweihung des Mahnmals für die Opfer des 20. Juli 1944 im Bendlerblock 1953 durch Ernst Reuter wurde ein höchst willkommener Gründungsmythos der Bundesrepublik geboren, die Erfolgsgeschichte der Erzählung vom „anderen Deutschland“ setzte damit ein. Zusammen mit der Weißen Rose dominierte der 20. Juli als Ikone des Widerstands die westdeutsche Erinnerungskultur. Dies änderte sich erst in den 1980er Jahren, als auch in Göttingen die ersten Bemühungen einsetzten, den Widerstand gegen die NS-Diktatur abseits erinnerungskultureller Großerzählungen zu erforschen.

Der Widerstand in Göttingen

Die Repression des Frühjahrs 1933, ging einher mit einer Schutzhaftwelle und Terror. Dies war auf der einen Seite darauf angelegt, die gesamte Infrastruktur der Arbeiterbewegung bis zum Sommer 1933 zu zerschlagen. Auf der anderen Seite sollten Haft und Terror Angst (Angst) verbreiten, die die bislang gemeinsam Agierenden vereinzeln sollte. Die Drohung einer weiteren Verhaftung und die kaum verschleierten Aktionen des Terrors der SA zusammen mit dem Verlust der Arbeitsplätze brachten Angehörige von SPD, Gewerkschaften und KPD in eine bedrängte Situation. Bedenkt man die ungeheure Zustimmung, die die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung dem neuen Regime entgegenbrachte, so waren sie zudem an den Rand der städtischen Gesellschaft abgedrängt.

Widerstand war in der ersten Phase die Aufrechterhaltung bzw. der Neuaufbau organisatorischer Strukturen. Dies gelang in Göttingen drei Organisationen, die sich nach Verbot und Beschlagnahmungen organisatorisch neu aufstellten. Hinzu kam mit dem Eisenbahner-Widerstand eine neu geschaffene Organisation. Für die Sozialdemokratie liegen kaum Befunde vor, die auf eine Widerstandstätigkeit deuten. Dies gilt auch für die Bekennnende Kirche, deren Organisierung zwar in die erste Phase der NS-Diktatur fiel, die aber bis zur Spaltung nach der Bekenntnissynode in Bad Oeynhausen 1936 nicht auf Konfrontationskurs mit dem Regime ging.

Zeugen Jehovas

Nachdem die Zeugen Jehovas mit einem Betätigungsverbot belegt worden waren, wurde ihr Groner Kreis um Willi Schmalstieg beobachtet. Die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft verweigerten die Mitgliedschaft in NS-Organisationen (z.B. Luftschutzbund oder NSV), die Teilnahme an Wahlen, die Leistung von Eiden und den schnell obligatorisch gewordenen Hitlergruß.

Bei Haussuchungen 1934 wurden ihre Schriften beschlagnahmt und ihre Treffen weiter überwacht. Die Mitglieder der Gruppe unterhielten Kurierverbindungen nach Hann. Münden, Einbeck und Hannover über die der Wachtturm und anderes illegales Material transportiert wurde. Mitte 1936 verbreiteten die Zeugen Jehovas Flugblätter und anderes Material in der Stadt und in Hann. Münden. (Zeugen Jehovas Göttingen) Verhaftungen im Jahr 1936 führten zu Verurteilungen in Göttingen und Einbeck. (Zeugen Jehovas Einbeck)

KPD

Die KPD hatte den größten Anteil an Verhafteten der politischen Organisationen aufzuweisen. Ihre leitenden Funktionäre, Theodor Gassmann (Unterbezirksleiter für Göttingen), August Fricke (Pol. Leiter in Einbeck) und Heinrich Heeb (Pol. Leiter in Hann Münden) sowie Willi Schumann (Parteisekretär bei der Bezirksleitung in Kassel) tauchten nach dem Reichstagsbrand am 28.2.1933 unter. Ein großes Problem für die KPD-Ortsgruppen in der Folgezeit sollten die prekären Verbindungen zu den Bezirksleitungen werden, da die Verbindungsleute immer wieder verhaftet wurden.

In Göttingen machten die Kommunisten dort weiter, wo bislang auch ihr Schwerpunkt gelegen hatte: bei der Agitation. Die ersten Flugblätter tauchten schnell auf, der Rote Stürmer wurde weiterhin verbreitet. Dies führte auch zu den ersten Verhaftungen im Mai sowie dem ersten Prozess Ende Juli. Die Gruppe um Fritz Schaper war die erste, die verurteilt wurde (Roter Stürmer). Eine kleine Gruppe um den Einbecker August Fricke wurde ebenfalls wegen Anfertigens und Verteilung staatsgefährdender Schriften im Juli verurteilt (Urteil PDF). Eine andere Gruppe Göttinger Kommunisten hatte aus dem Mangel an eigenen Druckmöglichkeiten eine Tugend gemacht: Sie verteilten die Leipziger Ausgabe des Roten Stürmers. Vier Mitglieder dieser Gruppe wurden im August 1933 verurteilt (Urteil PDF). Einige Mitglieder der KPD-Ortsgruppe Nörten Hardenberg hatten zusammen mit dem Göttinger Kommunisten Wilhelm Eglinsky ebenfalls Flugblätter verteilt, sie wurden im Dezember 1933 verurteilt. (Urteil PDF) In Hann. Münden führten die Kommunisten am 8. Juli 1933 eine Flugblattaktion durch, bereits drei Tage später wurde Heinrich Bauersachs deswegen verurteilt (Heinrich Bauersachs).

Gegen Ende des Jahres war die Mehrzahl der Kommunisten in Hann. Münden und Göttingen entweder als Schutzhäftlinge oder als Untersuchungshäftlinge inhaftiert gewesen oder verbüßten bereits ihre Haftstrafe wegen Hochverrat. Damit war die erste Phase des kommunistischen Widerstands abgeschlossen. Seine Aktionen richteten sich darauf, regional begrenzt Informationen zu verbreiten, die sich von denen des Informationsmonopols der Diktatur unterschieden. Bevorzugtes Mittel dazu waren Flugzettel, weniger Gebrauch gemacht wurde von Inschriften an Wänden oder Zäunen. Dies sollte sich ändern, da die Vervielfältigungsmöglichkeiten über Schreibmaschine und Rotationsapparat immer begrenzter wurden.

Ab 1934 bildeten sich in Göttingen um Gustav Kuhn, Karl Meyer und Heinrich Führding informelle Zirkel, die zusammen Radio Moskau hörten und auch Klebzettel herstellten und verbreiteten. Trotz Überwachung gelangen regelmäßige Treffen und eine Verbindung zur Bezirksleitung in Hannover über Theodor Gassmann. Nach längerer Ermittlung wurden die meisten Mitglieder der Göttinger Gruppe im Dezember 1936 inhaftiert und im September 1937 verurteilt. (Urteil PDF)

Seit Anfang 1934 rekonstruierte sich ebenfalls die Unterbezirksgruppe der KPD im Kreis Northeim um Nörten-Hardenberg, die von Helmut Glüer geführt wurde. Auch ihr gelang die Verbindung zur Bezirksleitung in Hannover, über die sie illegales Material bezog. Zu diesem Unterbezirk gehörte auch die Ortsgruppe Reyershausen. Neun Mitglieder beider Gruppen wurden im April 1936 verurteilt. (Urteil PDF)

In Hann. Münden reorganisierte sich der Widerstand gegen die neuen Machthaber ab 1934. Es bildeten sich Straßen- und Betriebszellenorganisationen mit drei bis fünf Mitgliedern. (Neue Strukturen) Diese waren überwiegend mit jüngeren Leuten besetzt, die älteren Mitglieder von KPD und SPD nutzten ihre Verbindungen nach Göttingen und Hannover zur Beschaffung von illegalem Material. Dabei war auch die Verbindung zum ISK in Göttingen von einiger Wichtigkeit, da dieser über eine funktionierende Verbindung ins Ausland verfügte, über die illegales Material eingeschleust wurde. Kennzeichen des Mündener Widerstands war die enge Kooperation von Kommunisten, Sozialdemokraten und ISK-Mitgliedern sowie eine Zentrierung auf den Stadtteil Hermannshagen. Ab Mitte 1935 wurden nach längeren Ermittlungen 82 Männer und Frauen in Münden festgenommen, die teilweise 1936 verurteilt wurden. (Verhaftungen) Dazu gehörten auch acht Mitglieder der KPD-Zelle in Lippoldshausen. (Urteil PDF) Die Vorgänge in Hann. Münden wurden zwar in der Repressionsphase anhand der vorliegenden Quellen dargestellt, die Darstellung der Phase des Widerstands musste sich aber größtenteils auf bereits vorliegende Ergebnisse stützen.

ISK

Obwohl Göttingen lange Zeit Sitz der Bundeszentrale des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes war, war die Gruppe zu Beginn des Jahres 1933 relativ schwach. Dennoch gelang ab spätestens Anfang 1934 der Aufbau von zwei Fünfer-Gruppen um Fritz Körber und Heinrich Düker, die ab Frühjahr 1934 Aktionen durchführten. Diese waren, wie bei der KPD auch, vor allem der Verbreitung von nicht systemkonformen Informationen geschuldet, deren Verbreitung vor allem öffentlichkeitswirksam sein sollte. Material wurde teils selber hergestellt, zum größeren Teil aber über gut funktionierende Verbindungen aus dem Ausland beschafft. So gelangten regelmäßig die ISK-Publikationen Reinhart-Briefe und die Sozialistische Warte in die Stadt. Dies gelang durch die Zusammenarbeit des ISK mit der ebenfalls länderübergreifend tätigen Internationalen-Transportarbeiter-Föderation. (ISK Widerstand)

Die Göttinger Verbindungen zum Inlands- und Auslandsvorstand des ISK funktionierten bis Ende 1935. Eine enge Zusammenarbeit bestand mit der Hann. Mündener ISK-Gruppe um Karl Gries, die von Göttingen aus instruiert (durch Weisungen der Zentrale) und mit Material versorgt wurde. Dabei arbeiteten die Göttinger auch mit Mitgliedern der Mündener Sozialistischen Front zusammen.

Anfang 1936 kam es, nachdem bereits im Herbst 1935 die Mündener ISK-Gruppe verhaftet worden war, zu einer Verhaftungswelle in Göttingen, der alle ISK-Aktivisten zum Opfer fielen. Sie wurden im Prozess zu teils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. (Urteil PDF) Von ihnen nahm Heinrich Düker Anfang der 1940er Jahre seine Widerstandstätigkeit wieder auf und wurde erneut inhaftiert. (Heinrich Düker)

Eisenbahner-Widerstand

Der illegale Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands (EdED) bildete eine Sektion der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF). Von Hans Jahn wurde ein illegales Netzwerk aufgebaut, das in Göttingen sein Zentrum im Reichsbahnausbesserungswerk hatte. Getragen wurde es teils von ehemaligen Angestellten des Werkes, teils von neu hinzugekommenen Aktivisten. Organisationsleiter des Netzwerkes ab 1934 für den Bereich Kassel war Hermann Fraatz, ein altes KPD-Mitglied. Oskar Schmitt und Heinrich Westernhagen waren seitens des ISK daran beteiligt. Schmitt nahm an zwei Konferenzen in Dänemark und den Niederlanden teil und löste Fraatz 1935 kurzzeitig in der Leitung ab.

Die Aufgaben der Organisation lagen größtenteils in der Informationsbeschaffung und -verteilung. Die Informationen liefen über gut funktionierende Kanäle bis zur Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht im Hauptquartier des ITF in Amsterdam, danach in London zusammen. Dieselben Kanäle dienten der Einschleusung von Material nach Deutschland und der Anlage von Gelddepots für die Widerstandsarbeit. Vor allem aber ging es auch hierbei um die Verbreitung von Informationen. Dabei arbeitete die ITF eng mit dem ISK zusammen. Die Verhaftungsaktion in Göttingen Anfang 1936 traf auch vier Mitglieder des Eisenbahner-Netzwerkes, die allerdings wegen ihrer ISK-Aktivität bzw. -Nähe inhaftiert wurden. Die Funktionalität des Netzwerks der Eisenbahner wurde zwar durch den Krieg beeinträchtigt, aber noch 1944/45 erreichten Informationen über die Reichweite des alliierten Bombardements in Göttingen die Zentrale in London. (Eisenbahner-Widerstand)

Individuelle Selbstbehauptung

Neben diesem organisierten Widerstand bzw. der Zusammenarbeit mehrerer Personen gab es eine Fülle von Akten der Selbstbehauptung gegen die NS-Diktatur. Diese unterscheiden sich vom Widerstand z.B. durch eine demonstrative Bewahrung individueller Werte. Oft sind dies auch situative Widersprüche gegen Maßnahmen des Regimes, die keine grundsätzliche Gegnerschaft zur Diktatur erkennen lassen.

Auffällige, d.h. aktenkundige, Fälle von Widerspruch richteten sich zunächst gegen die Anforderungen, mit der das Regime die Bevölkerung überzog. Bei den Zeugen Jehovas bereits angedeutet, reichte dies hinab bis zur argwöhnischen Beobachtung der richtigen Grußform. Von den Parteigenossen beobachtet und durch die Kreisleitung angemahnt wurde das Fernbleiben von der offiziellen Feier zum 1. Mai, die Verweigerung von Mitgliedschaften in NS-Organisationen wie dem Luftschutzbund oder anderen, eine mangelnde Spendenbereitschaft oder die fehlende Bereitschaft zur Beflaggung. (Verweigerung)

Nach der ersten Repressions- und Prozesswelle gegen die Kommunisten tauchten weiterhin sporadisch Flugblätter und Inschriften in der Stadt auf. Insofern diese bis 1936 nicht der Gruppe um Gustav Kuhn zuzuschreiben sind, lassen sie mitunter einen vorsichtigen Rückschluss auf den Urheber zu (z.B. Inschriften Rot Front). Im Falle der erfolgreichen Ermittlung hat man zwar einen Urheber, dessen Zuordnung folgt aber der Zuschreibung der Ermittlungsbehörde und ist zumindest fragwürdig. Solches gilt z.B. für die Aktionen von Georg Geiser, die ihm zwei Verurteilungen einbrachten (politische Einstellung tendiert zur KPD). (Georg Geiser) In den meisten Fällen von Flugblättern (die z.T. handgeschrieben waren) und Inschriften lassen sich die Urheber nicht erkennen.

Eine Vielzahl von aktenkundigen Schimpfereien von Miesmachern und Nörglern, die unter der Rubrik Verächtlichmachung der Reichsregierung in den Akten auftauchen, wurde zunächst mit Schutzhaft- und Konzentrationslageraufenthalten geahndet. Zu den Betroffenen gehörten alte Kommunisten und Arbeiter genauso wie ein Parteianwärter, ein Generalmajor, ein Polizeihauptwachtmeister oder ein Adeliger (Freiherr von Uslar-Gleichen). Spätestens mit Beginn des Krieges wurden sie als Fälle des sog. Heimtückegesetzes vom Sondergericht Hannover abgeurteilt. (Widerspruchsgeist)

Bis zum deutschen Überfall auf Polen war das Hören von ausländischen Sendern zwar nicht explizit verboten, wurde aber nicht gerne gesehen. Eine Ausnahme bildete Radio Moskau. Dessen Anhören bildete in Prozessen gegen Göttinger Kommunisten bis 1939 oft einen zusätzlichen Straftatbestand. Mit Kriegsbeginn wurde das Abhören von Feindsendern jeglicher Art schwer bestraft, im Falle der Weiterverbreitung der Nachrichten mit der Todesstrafe bedroht. (Rundfunkverbrechen)

Die individuellen Folgen dieser Widerstandsaktionen und Akten der Selbstbehauptung waren teils gravierend. In den Akten der VVN (Quellen) finden sich zahlreiche Bewilligungen von Rentenzahlungen, die auf gesundheitliche Folgen der Haft zurückzuführen sind. Stellvertretend dafür sei hier der Bäckermeister Wilhelm König aus Groß Lengden genannt, der aufgrund seiner Tätigkeit für die Zeugen Jehovas verurteilt wurde. (Wilhelm König)

Im Bereich Göttingen findet sich mit Ernst Fischer nur eine Person, die aufgrund von Widerstandsaktivitäten zum Tode verurteilt wurde (Ernst Fischer).

In der Haft starben:

Karl Scheibner, der Einbecker Leiter der Internationalen Bibelforscher Vereinigung, am 11. Juli 1938 an einer Lungenentzündung im Konzentrationslager Sachsenhausen;

August Klaus, Arbeiter aus Göttingen, Vorbeugehäftling seit dem 16.6.1938, am 23.1.1940 im Konzentrationslager Sachsenhausen an Blutvergiftung;

Franz Klink aus Northeim, verurteilt im Juli 1941 wegen Heimtücke, am 4.3.1943 in einer vom Strafgefängnis Hannover mitbenutzten Klinik in Hildesheim an Lungenentzündung;

Otto Frerk, Reichsbahngehilfe aus Göttingen, verurteilt am 27.7.1942 nach der Volksschädlingsverordnung, am 7.2.1945 im Anstaltskrankenhaus der Strafanstalt Hameln an allgemeiner Erschöpfung;

Felix Tuczynski, verurteilt am 12.3.1943 wegen Rundfunkverbrechens, am 2.2.1945 im Zuchthaus Celle an Zellgewebsentzündung und allgemeiner Schwäche;

Fritz Apenberg, Arbeiter aus Göttingen, verurteilt am 19.4.1943 wegen Rundfunkverbrechens, am 1.4.1944 im Zuchthaus Celle an Herzschlag;

Bei Abkommandierungen als Folge der Haft bzw. der politischen Vorstrafe starben:

Heinrich Oberdiek, verurteilt am 14.8.1936 wegen Vorbereitung zum Hochverrat, 1941 abkommandiert zu einem Bewährungsbataillon, vermisst;

Fritz Lohmann, Sohn des Einbecker Sozialdemokarten Fritz Lohmann, Soldat, abkommandiert zu einem Bewährungsbataillon, vermisst seit 1944.

An Toten innerhalb des Hann. Mündener Widerstands zählte Wilhelm Schumann 29 Personen, die in Konzentrationslagern ermordet wurden oder an den Folgen der Misshandlungen starben. Davon waren 20 Personen KPD-Angehörige, 7 Personen SPD-Mitglieder, eine Person ISK-Mitglied sowie ein 1 Person parteilos. Von den politischen KZ-Häftlingen wurden 18 ohne ihre Zustimmung zum Kriegseinsatz an die Front befördert.2



_____________________________________________________________________

Literatur

Schumann, Wilhelm (1973): Ihr seid den dunklen Weg für uns gegangen …: Skizzen aus dem Widerstand in Hann. Münden 1933 - 1939. Frankfurt/Main: Röderberg-Verl.



1Tausch 1983, S. 50.

2Schumann 1973, S. 53–56.

Rainer Driever