Chronik für das Jahr 1996

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1. September 1996

Die Landsmannschaft Ostpreußen hält im Rosengarten mit über 300 Gästen ihre Feier zum Gedenken an die Toten beider Weltkriege ab. Gastredner ist der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Alfred Dregger. Am Rande der Veranstaltung wird von etwa 150 Personen gegen die Feier demonstriert. Es kommt zu teilweise gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, in deren Verlauf die niedersächsische Landtagsabgeordnete der Grünen, Heidi Lippmann-Kasten, verletzt wird. In der Nacht zünden Unbekannte die am Ehrenmal niedergelegten Kränze an.

Für den amerikanischen Mineralogen William Smith Clark, der 1852 in Göttingen promovierte und 1876/77 erster Präsident der neugegründeten Agrarhochschule in Sapporo/Japan war, wird im Beisein zahlreicher japanischer Gäste eine Gedenktafel am Haus Jüdenstr. 11 enthüllt. Die Laudatio hält Prof. Dr. Yoshitake Kobayashi.

Eine Ausstellung des Friedensbündnisses unter dem Titel "Soldaten sind Mörder", die Verbrechen der deutschen Wehrmacht während des 2. Weltkrieges auf dem Balkan dokumentieren soll, darf nicht im Neuen Rathaus präsentiert werden.

5. September 1996

Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth legt den Grundstein für die Niedrigenergiehaussiedlung im Baugebiet "Südlich Talgraben"/Elliehausen. Die Häuser sollen mit Solarenergie ausgestattet werden. Das Baugebiet ist das erste seiner Art in der Region, bei dem der Bauträger, eine private Gesellschaft, die Erschließung übernimmt.

6. September 1996

Eine frühere Lehrerin des Hainberg-Gymnasiums, Maria Klasen, feiert ihren 100. Geburtstag.

8. September 1996

Der "Tag des offenen Denkmals" lockt zahlreiche Besucher in Bauwerke der Stadt und des Landkreises, die sonst nicht regelmäßig zu besichtigen sind.

11. September 1996

Die 4,5 km lange Westumgehung, die das Altdorf Grone entlastet und knapp 46 Mill. DM gekostet hat, ist nach über 3 Jahren Bauzeit fertiggestellt und für den Verkehr freigegeben. Das Fest zur Eröffnung der Straße findet unter dem Protest von Umweltverbänden statt.

13. September 1996

Der Grundstein für ein neues Dienstgebäude der Polizeiinspektion an der Groner Landstraße wird im Beisein des niedersächsischen Innenministers Gerhard Glogowski und des Regierungspräsidenten Karl-Wilhelm Lange gelegt. In dem geplanten 7-geschossigen, modernsten Polizeiquartier Niedersachsens sollen 250 Beamte ihren Arbeitsplatz erhalten.

14. September 1996

Rund 1.000 Firmenangehörige und Gäste wohnen dem Festakt zum 150-jährigen Bestehen der Firma Carl Zeiss auf dem Schützenplatz bei.

Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde Göttingen feiern öffentlich in der Mensa am Turm ihr Neujahrsfest. 250 Gäste - Vertreter von Politik und Kirche, Mitglieder des Fördervereins Jüdisches Zentrum sowie Freunde und Bekannte - begrüßen mit der Gemeinde das Jahr 5757 nach jüdischer Zeitrechnung.

14. September 1996

Das Deutsche Theater feiert mit Programmen, Unterhaltung und Gelagen auf allen seinen Bühnen und auf dem Parkdeck eine großes, buntes Theaterfest als Auftakt der Spielzeit 1996/97:ein Riesenerfolg mit starker Beteiligung der Bevölkerung -vom Kindernachmittag bis in die Disco-Nacht.

15. September 1996

Bei den niedersächsischen Kommunalwahlen werden 65 Kreistagsabgeordnete, 49 Ratsmitglieder und 93 Ortsratsmitglieder imGebiet der Stadt Göttingen gewählt. Erstmalig werden für den Flecken Bovenden, die Gemeinden Friedland, Gleichen und Rosdorf die Bürgermeister direkt gewählt. Die Wahlbeteiligung liegt in der Stadt bei 54,4 %, im Kreis Göttingen bei 62%. Wahlberechtigt sind zum ersten Mal 16- und 17-jährige sowie EU-Bürger. Bei der Ratswahl werden folgende Ergebnisse erzielt (Parteien unter 1% sind nicht aufgeführt):

ParteiStimmenProzentSitze
SPD50.55433,717
CDU50.52533,717
GAL/Die Grünen28.42419,010
F.D.P.11.0347,43
FWG3.8232,51
LLG3.7062,51
Die Grauen1.6611,10

Beim Kreistag verteilen sich die Sitze wie folgt: CDU 27 (= 40%); SPD 24 (= 36,3%); Bündnis 90/Die Grünen 9 (= 13,6%); FDP 3 ( =4,7%); FWG 1(=2,5%); PDS 1 (=1,9%).

20. September 1996

Ihren 100. Geburtstag feiert die Göttinger Bürgerin Marie Blochel.

22. September 1996

Das erste Göttinger Gänseliesel-Fest zum 95. Geburtstag des Göttinger Wahrzeichens rund um das Alte Rathaus wird von etwa 60.000 Personen besucht. Die Werbegemeinschaft der Stadt, der Einzelhandelsverband, die Kreishandwerkerschaft, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, der Fremdenverkehrsverein und die Stadt Göttingen wollen mit dem Fest auf die Attraktivität der Innenstadt aufmerksam machen. Über 300 Geschäfte öffnen am Sonntagnachmittag ihre Türen. Unter 37 Bewerberinnen wird Carola Zastrow zum Gänseliesel des Jahres gewählt. Sie darf die Stadt Göttingen ein Jahr lang bei besonderen Anlässen repräsentieren.

23. September 1996

Ein Airbus A 340-300 der Lufthansa wird auf den Namen "Göttingen" getauft. Es ist das dritte Lufthansa-Flugzeug, das diesen Namen trägt. Oberbürgermeister Dr. Kallmann unterzeichnet auf dem Frankfurter Flughafen den Patenschaftsvertrag. Das Ziel des ersten Fluges der "Göttingen" heißt Boston/U.S.A.

28. September 1996

Mehr als 1.000 Rußlanddeutsche aus Niedersachsen und anderen Bundesländern kommen zu einem Kultur- und Begegnungsabend, der vom "Verband der Rußlanddeutschen" veranstaltet wird, in die Göttinger Stadthalle.

25. September 1996

Dr. Eugen Drewermann spricht in der Stephanuskirche zum Thema: Kreuz der Auferstehung.

September 1996

Das Verfahren gegen 17 mutmaßliche Mitglieder der "Autonomen Antifa" in Göttingen wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung ist nach jahrelangen Ermittlungen vor der 1. großen Strafkammer des Landgerichts Lüneburg endgültig eingestellt worden. Die Angeklagten waren der Auflage des Gerichts nachgekommen, insgesamt DM 51.000 an die KZ-Gedenkstätte "Dora Mittelbrau" in Nordhausen zu zahlen.

September/Oktober 1996

Das von der Europäischen Union geförderte und vom Beratungszentrum für Flüchtlinge in Göttingen getragene "Kosovo-Projekt" soll helfen, Nationalitäten-Konflikte in Grone-Süd zu entschärfen. Auf einer Bürgerversammlung waren Vorwürfe deutscher Bewohner des Stadtteils geäußert worden, Wohnungen würden dort überproportional an Aussiedler- und Flüchtlingsfamilien vermietet.

Der 1993 von Groner Ortsrat und Kirchengemeinden initiierte "Runde Tisch gegen Ausländerfeindlichkeit" ist ebenfalls um ein besseres Miteinander zwischen deutschen und ausländischen Einwohnern bemüht.

Die Flüsse im südlichen Niedersachsen verzeichnen den niedrigsten Pegel-Stand seit 15 Jahren.

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