Chronik für das Jahr 1945

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Statistik

2. November 1945

Die Stadt Göttingen muß auf Anordnung der Militär-Regierung und des Landes-Wirtschaftsamtes 115 Herren-Fahrräder für Bergarbeiter des Ruhrgebietes beschaffen. In erster Linie werden wieder ehemalige Nationalsozialisten von dieser Abgabe betroffen.

Die "Nothilfe" rief zu Bücherpatenschaften für Studenten auf. Da die Universitäts-Bibliothek zwar eröffnet, aber noch nicht wieder benutzbar ist, die Büchereien der verschiedenen Universitäts-Institute in Volpriehausen größtenteils vernichtet sind, die Anschaffung von Büchern unmöglich ist, sind die Studenten auf das Entleihen von Literatur aus Privathand angewiesen.

11. November 1945

Durch Bibliotheksrat i. R. Dr. Ernst Crous ist in Göttingen eine Mennonitengemeinde gegründet worden.

12. November 1945

Mit Genehmigung der Militär-Regierung nahm die Gewerbeschule den Unterricht wieder auf.

17. November 1945

Der Oberbürgermeister veröffentlichte ein Backverbot für Brötchen und Rundbrot, da diese zum Backen größere Kohlemengen benötigten als Kastenbrot. Im Dezember wurde das Verbot auch auf den Landkreis ausgedehnt.

23. November 1945

Im Rathaus fand die erste Sitzung des neuen Rates statt. Diese erste Bürgerschaftsvertretung nach dem Krieg ist noch nicht aus freien Wahlen hervorgegangen, vielmehr hat die Militär-Regierung ihrerseits eine Anzahl von Persönlichkeiten ernannt, von denen viele schon vor der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus 1933 sich kommunalpolitisch betätigt und gewährt haben. Die Militär-Regierung hat Männer der verschiedensten politischen Richtungen berufen, deren Einstellung Gewähr für den Wiederaufbau eines demokratischen Gemeinwesens bietet.

An dieser ersten Sitzung nahmen folgende Ratsherren teil: Arnholdt, Berg, Brand, Fraatz, Ische, Küchemann, Kraft, Martius, Reuper, Ruhstrat, Schulz und Stietenroth.

Zur Sicherung gegen Kriegseinwirkung waren im September 1943 die spätgotischen Figuren des Altares der Marienkirche in die Kirche zu Nikolausberg ausgelagert worden. Sie wurden am 17. November 1945 zurückgeholt und heute wieder eingebaut. Auch der wertvolle gotische Flügelaltar von St. Jakobi war 1943 nach Nikolausberg gebracht worden und kehrte gleichfalls jetzt wieder zurück.

24. November 1945

"Die Göttinger Nothilfe" eröffnete in den Räumen der Gemeinschaftsküche in der Geiststraße Wärmestuben, die täglich von 15.30 bis 21.30 Uhr geöffnet sind.

26. November 1945

Das Deutsche Rote Kreuz hat wieder, wie früher, eine Krankenpflegestation eingerichtet. Sie soll insbesondere für die Hauspflege solcher Kranken zur Verfügung stehen, die ohne Hilfe sind.


1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Statistik


Impressum