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Vorbemerkung | VII | |||
Vorwort | IX | |||
Einleitung | 1 | |||
Danksagung | 1 | |||
Erste Frauenvereine im Königreich Hannover | 2 | |||
Forschungsstand | 3 | |||
Quellenlage und methodisches Vorgehen | 3 | |||
Der Frauenverein und die "christliche Liebesthätigkeit" | 7 | |||
"Christliche Liebesthätigkeit" als Antwort auf die Soziale Frage | 7 | |||
Einfluß der Erweckungsbewegung auf den Frauenverein | 10 | |||
Amalie Sieveking und der "würdige Beruf" für Frauen | 12 | |||
Zur sozialen Lage in Göttingen um 1840 | 13 | |||
"Edle Frauen und Töchter Göttingens" gründen einen Frauenverein | 17 | |||
Die Vereinsgründung | 17 | |||
Der "Zweck" des Frauenvereins | 19 | |||
Die innere Organisation | 20 | |||
Die Rechtslage | 21 | |||
Öffentliche Bekanntmachung | 21 | |||
Die Vereinsmitglieder | 22 | |||
Vorstellungen von Armut und Verarmungsursache und das Konzept der "individuellen Fürsorge" | 23 | |||
Die Planungszeit | 25 | |||
Die Einrichtung der "Arbeitszweige" | 26 | |||
Zusammenfassung | 27 | |||
Die Finanzierung | 29 | |||
Die Rechnungsführer | 29 | |||
Die Vereinsbotin | 29 | |||
Die von Hugoische Schulstiftung und der Erwerb des Hauses Neustadt 12 | 31 | |||
Legate und Stiftungen | 32 | |||
Verlosungen | 33 | |||
Professorenvorträge zum Besten des Frauenvereins | 34 | |||
Allgemeine Finanzentwicklung | 41 | |||
Die Finanzkrise im Rechnungsjahr 1844/45 | 37 | |||
Erhaltung und Sicherung des Betriebskapitals | 39 | |||
Zusammenfassung | 41 | |||
Die Korporationsrechte und die Beziehung zur Armendeputation | 43 | |||
Gutachten der Armendeputation über den Frauenverein | 43 | |||
Zweites Gesuch beim Ministerium | 46 | |||
Die Verleihung der Korporationsrechte | 47 | |||
Zusammenfassung | 48 | |||
Familien- und Erwachsenenfürsorge | 51 | |||
Die Versorgung Armer und Kranker mit Speise | 51 | |||
Der Speiseverein | 51 | |||
Die Vereinsküche | 52 | |||
Das "Comite zur Ernährung der Armen" | 52 | |||
Die Armenspeisungsanstalt im Vereinshaus | 53 | |||
"Die Einrichtung geht ihren sicheren Gang" | 54 | |||
Die Vorsteherinnen | 55 | |||
Private Helferinnen ziehen sich zurück | 56 | |||
Versorgungsnotstand im Ersten Weltkrieg | 56 | |||
Die "Speisehalle für guten billigen Mittagstisch" | 57 | |||
Die "Volksküche" in der Neustadt 12 ohne Frauenverein | 58 | |||
Die letzten Jahre der Armenspeisung durch den Frauenverein | 58 | |||
Die Familienpflege | 61 | |||
Ermittlung von Informationen | 61 | |||
Das "rechte Maß in der Beaufsichtigung" | 62 | |||
Die Krankenpflege | 64 | |||
Familienfürsorge anhand ausgewählter Pflegeprotokolle | 65 | |||
Zur Vorgehensweise | 66 | |||
Die Pflegefamilien | 66 | |||
Aus den Erstkontaktberichten | 68 | |||
Basisversorgung | 70 | |||
Arbeit | 71 | |||
Krankheit - Wohnung - Hygiene | 75 | |||
Unterstützungsgesuche | 80 | |||
Die Vorsteherinnen | 81 | |||
Die Umstrukturierung der Armenpflege nach 1850 | 83 | |||
"Reiche und Arme müssen untereinander sein" | 83 | |||
Diakonissen kommen nach Göttingen | 84 | |||
Die Vereins-Armenpflege als Maßstab für die öffentliche Armenpflege | 85 | |||
Der Krankenbesuchsdienst | 85 | |||
Zusammenfassung | 86 | |||
Die Spinnerei | 89 | |||
Zur Garn- und Leinenproduktion im südniedersächsischen Raum | 89 | |||
Die Vereinsspinnerei in der ersten Jahrhunderthälfte | 89 | |||
Das "Local" der Spinnerei | 93 | |||
Die Blütezeit der Spinnerei | 93 | |||
Der unaufhaltsame Rückgang | 94 | |||
Die Weiterverarbeitung des Garns | 95 | |||
Das Auskochen | 95 | |||
Die Leineweber | 95 | |||
Die Vorsteherinnen und Gehilfinnen | 96 | |||
Zusammenfassung | 97 | |||
Die Strickerei | 99 | |||
Kleiner Betrieb mit geringem Lohn | 99 | |||
Die Kinderstrickerei | 100 | |||
Zusammenfassung | 101 | |||
Die Weißnäherei | 103 | |||
Die Weißnäherei für "feinere und gröbere Gegenstände" | 103 | |||
Handarbeit ist nicht mehr gefragt | 104 | |||
Vorsteherinnen und Gehilfinnen der Strickerei und Näherei | 105 | |||
Zusammenfassung | 105 | |||
Kinder- und Mädchenfürsorge | 107 | |||
Die von Hugoische Vereinsschule | 107 | |||
Zur Vorgeschichte der Arbeits- und Industrieschulen | 107 | |||
Die Arbeitsschule für arme Mädchen wird eingerichtet | 107 | |||
Das Schulkollegium | 109 | |||
Innere Gliederung und pädagogische Leitlinien | 110 | |||
"Jetzt kommen die Kinder im Allgemeinen gern und regelmäßig" | 112 | |||
Die Verflechtung mit den Elementarschulen | 114 | |||
Die Eingliederung in das öffentliche Schulsystem | 115 | |||
Zum Problem Arbeitspädagogik und Fortschritt | 117 | |||
Das Regulativ von 1863 und die Nachtragsbestimmungen | 119 | |||
Obligatorischer Handarbeitsunterricht | 120 | |||
Freiwilliger Handarbeitsunterricht bis 1905 | 121 | |||
Zusammenfassung | 122 | |||
Die Dienstbotenschule | 125 | |||
Dienstbotin - ein ganz normaler Frauenberuf? | 125 | |||
Dienstbotenschule für arme konfirmierte Mädchen | 126 | |||
Die Ausbildung zur Dienstbotin | 126 | |||
Die Ausbildungskosten | 129 | |||
Bessere Berufs- und Verdienstchancen? | 129 | |||
Erziehung der "verwahrlosten Geschöpfe" | 130 | |||
Die Hausverwalterin | 131 | |||
Die besten Jahre der Dienstbotenschule | 131 | |||
Die Dienstbotenschule in der Krise | 132 | |||
Der Lohn für Dienste der Schülerinnen | 134 | |||
"Sie wollen überhaupt nicht mehr gern in Dienst treten" | 135 | |||
Die Antwort auf die Dienstbotenfrage | 136 | |||
Zusammenfassung | 137 | |||
Die Kleinkinderbewahranstalt | 139 | |||
Die Bewahranstalt in der ersten Kindergarten-Generation | 139 | |||
Die erste Göttinger Bewahranstalt in der Neustadt 12 | 139 | |||
Äußere Organisation | 140 | |||
Erste pädagogische Leitvorstellungen | 141 | |||
Pädagogische Methode | 142 | |||
Die Aufnahmeentwicklung bis zur Übergabe an den Deutsch-Evangelischen Frauenbund | 145 | |||
Gesundheitsvorsorge - Hygiene - Räumlichkeiten | 148 | |||
Gesundheitsvorsorge bei Bewahrschulkindem | 148 | |||
Hygiene in den Bewahrschulräumen und auf dem Spielplatz | 149 | |||
Bewahrschul-Vorsteherinnen und Kleinkinderlehrerinnen | 153 | |||
Erste vorgebildete Kleinkinderlehrerinnen | 153 | |||
Konflikt mit einer Diakonisse | 155 | |||
"Freie" Kleinkinderlehrerinnen | 157 | |||
Arbeitsvertragliche Regelungen | 157 | |||
Erwartungen an die Kleinkinderlehrerin | 158 | |||
Zusammenfassung | 159 | |||
Schlußbetrachtung | 161 | |||
Ein "uns gewordener Beruf" (1843) | 162 | |||
Die Forderung öffentlicher Rechte (1846 - 1850) | 163 | |||
Die Ehefrauen der Demokraten (1848/49) | 163 | |||
Absage an den Vaterländischen Frauenverein (1876/77) | 164 | |||
Wahlrechtsforderung an die hannoversche Landessynode (1905) | 164 | |||
Anschluß an den Stadtbund Göttinger Frauenvereine (1926/27) | 165 | |||
Versuch der Gleichschaltung (ab 1933) | 167 | |||
Mitarbeit bei der "Göttinger Nothilfe"? (1945) | 167 | |||
Abkürzungsverzeichnis | 169 | |||
Personenregister | 171 | |||
Quellenverzeichnis | 175 | |||
Literaturverzeichnis | 177 |
Vorbemerkung |
Die Darstellung des "Frauenvereins zu Göttingen von 1840 bis 1956" ist die zweite Magisterarbeit, die in den "Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen" erscheint. Die Schriftleitung ist dem Wunsch der Autorin und ihrer Betreuer um Aufnahme in diese Reihe gern nachgekommen, da es sich hier um die Erschließung eines Archivbestandes handelt, der vor noch nicht sehr langer Zeit als Depositum mit Ergänzungen von Archivalien kirchlicher und privater Provenienz in städtischen Besitz gelangt ist. Die Materialfülle und die lebendige Sprache der Quellen ließ die Autorin den Weg wählen, neben interpretierenden und wertenden Ausführungen die Menschen in Briefen, Berichten und Protokollen selbst sprechen zu lassen.
Der Frauenverein hat sich mit seiner weitverzweigten Tätigkeit sehr bald einen wichtigen Platz in der vielseitigen Göttinger Armen-Verwaltung und in dem noch recht dürftigen städtischen Bildungs- und Ausbildungsangebot geschaffen. Über einen so langen Zeitraum hinweg in überwiegend ehrenamtlicher Tätigkeit Menschen in allen Altersgruppen zu helfen und dabei den Widerstand und die Skepsis der etablierten, männlich geleiteten Institutionen in Kauf zu nehmen, fordert Respekt vor diesen Frauen und fördert die Neugier, mehr von ihnen selbst und ihrer von viel Phantasie und Einsatzbereitschaft getragenen Arbeit zu erfahren. Es war nicht allein das Bedürfnis "die Lage der hiesigen nothleidenden Classe zu verbessern", sondern auch der Wunsch nach Selbstbestätigung, der diese Frauen im 19. Jahrhundert zu ihren Aktivitäten motivierte.
So ist dieser Band der Studien ein wichtiger Beitrag zur Göttinger Frauengeschichte, die sich noch besser verstehen und interpretieren ließe, wenn in ebenso gründlicher Weise die Quellen der "Armen-Deputation" und der zahlreichen "Wohlfahrts-Institutionen" der Stadt im gleichen Zeitraum untersucht und vorgestellt würden. Helga-Maria Kühn |
Vorwort |
Im Zeitalter staatlicher Wohlfahrtspflege erscheint private Wohltätigkeit als ein Relikt vergangener Zeiten; dennoch ist es gerade der akute Pflegenotstand in der modernen Gesellschaft, der deutlich macht, welche wichtige soziale Bedeutung der Pflegetätigkeit von Frauen zukam und noch heute zukommt. 1840, als der in diesem Buch vorgestellte "Göttinger Frauenverein" gegründet wurde, war bürgerliche Wohltätigkeit nicht nur christlich caritativ motiviert, sondern besaß auch eine explizit politische Funktion. Mit der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung unterstrich das Bürgertum seinen politischen Anspruch auf Partizipation in der Verwaltung von Gemeinde und Staat. Dies gilt auch für die Frauen, die in den Wohltätigkeitsvereinen oft die praktische Arbeit erledigten oder wie die Göttingerinnen gar eigene Frauenvereine gründeten.
Damit übten die Frauen im Verein eine fürsorgende und pflegende Tätigkeit aus, die in gleicher Weise auf uneigennützige Liebe gegründet war wie ihre Arbeit in der Familie als Ehefrauen und Mütter. Wohltätigkeit erscheint so als ein spezifisches Handlungsfeld von Frauen, die damit eine Art "sozialer Mutterschaft" für die Gesellschaft übernahmen. Dieser Ausdruck ist insofern auch treffend, als mit der Wohltätigkeit zugleich ein Erziehungsziel verbunden war; verarmte Menschen wurden zu Arbeit, Fleiß und Sparsamkeit angehalten und in ihrer Haushaltsführung überwacht. Wenn bürgerliche Frauen die Kinder armer Unterschichtsfamilien im Spinnen oder Stricken anstellten oder bei ihren Familienbesuchen die häusliche Reinlichkeit kontrollierten, diente dies der Vermittlung bürgerlicher Werte und Normen.
So gesehen spielten Frauen eine wichtige Rolle beim inneren Aufbau der bürgerlichen Gesellschaft, ganz abgesehen von realen Hilfeleistungen, die sie durch Speiseküchen oder in der Krankenpflege erbrachten.
Für die im Wohltätigkeitsverein engagierten Frauen, die in Göttingen oft aus dem Kreis der Professorenfamilien kamen, war möglicherweise genauso wichtig, daß sie mit solchen Aktivitäten die enge Häuslichkeit und ihr soziales Umfeld verlassen und eine für die Stadt wichtige und öffentlich anerkannte Tätigkeit ausüben konnten. Die Mitarbeit im Verein bot die Gelegenheit, organisatorische und pädagogische Fähigkeiten auszubilden und entsprechende Erfahrungen zu sammeln. Außerdem stellte der Verein einen dichten und regelmäßigen Kontakt unter den Frauen her. Schließlich darf nicht vergessen werde, daß Frauen im 19. Jahrhundert kein politisches Wahlrecht besaßen und nach der Revolution 1848/49 auch von jeglichen anderen politischen Betätigungen ausgeschlossen waren. Umso wichtiger waren deshalb jene Zusammenschlüsse, in denen Frauen fürsorgliche Funktionen übernahmen. Damit entstanden Frauennetzwerke, die - wie das Göttinger Beispiel zeigt - über mehrere Generationen Bestand hatten. Mit ihrer Untersuchung des Göttinger Frauenvereins hat Traudel Weber-Reich nicht nur einen interessanten Quellenbestand der Stadtgeschichte erschlossen, sondern auch einen wichtigen Grundstein für die Erforschung der Geschichte bürgerlicher Frauen im 19. Jahrhundert und 20. Jahrhundert gelegt. Als Frauengeschichtsforscherin und Kulturwissenschaftlerin wünsche ich diesem Buch, das aus einer Magisterarbeit an der Universität hervorgegangen ist, viele Leserinnen und Leser. Carola Lipp |