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Geleitwort | 7 | |
Vorwort | 9 | |
Biographie des Künstlers | 11 | |
Baugeschichte des Rathauses | 17 | |
Die Halle | 21 | |
Der heutige Zustand | 21 | |
Die Restaurierung 1883 - 1886 | 22 | |
Vorgeschichte | 22 | |
Ausführung | 25 | |
Die Mitarbeiter Schapers | 31 | |
Die Ausmalung Schapers | 32 | |
Der Themenkatalog | 32 | |
Raum und Raumdekoration | 33 | |
Die figürliche Ausmalung | 34 | |
Die Almosenspende | 35 | |
Der Landsknecht | 37 | |
Klugheit und Gerechtigkeit | 39 | |
Der Richter | 39 | |
Die Standesamtsgruppen | 41 | |
Die Wappenhalter | 44 | |
Die Ständevertreter | 45 | |
Der Musiker | 46 | |
Der Kämmerer | 47 | |
Die Göttinger Stadtansicht mit dem Studenten in Wichs | 49 | |
Der Wappenfries der Hansestädte | 51 | |
Die alte Dorntze | 55 | |
Der heutige Zustand | 55 | |
Die Restaurierung 1901 - 1903 | 55 | |
Die Gewölbemalereien Schapers | 58 | |
Vorgeschichte und Ausführung | 58 | |
Die Darstellungen | 60 | |
Das Glasgemälde | 64 | |
Die geplante weitere Dekoration | 67 | |
Das Rathaus in der Kaiserzeit | 71 | |
Das Göttinger Bildprogramm | 73 | |
Hildesheim: Ein Kontrastprogramm | 77 | |
Resümee | 81 | |
Quellen- und Literaturverzeichnis | 83 | |
Tafeln und Abbildungen | 87 |
Geleitwort |
Die Industrialisierung Deutschlands hatte ein ungewöhnlich rasches, daher in mehr als einer Hinsicht problematisches Wachstum der Städte zur Folge. Die Verwaltungsaufgaben und zwangsläufig auch die Verwaltungsapparate nahmen, diesem Prozeß entsprechend, an Umfang zu. Kein Wunder, daß in solcher Lage, während der zweiten Hälfte des 19. sowie im frühen 20. Jahrhundert, das Rathaus noch einmal - wie vorher in Mittelalter und früher Neuzeit - zur großen Bauaufgabe wurde. Berlin, Hamburg oder München, Dresden, Hannover oder Kassel, Stettin, Braunschweig oder Essen - wohin man blickt, man entdeckt mächtige Neubauten als Ausdruck eines unter modernen wirtschaftlichen Bedingungen sich ausprägenden kommunalen Stolzes.
Göttingen, obgleich damals keine Großstadt, mochte in dieser Konkurrenzsituation nicht zurückstehen. Wenn schon an ein neues oder ein erheblich erweitertes altes Rathaus nicht gedacht werden konnte, so sollte jedenfalls der mittelalterliche Bau durch eine zeitgemäße Ausstattung zum Zeugen des lebendigen, blühenden Gemeinwesens erhoben werden. Die Halle und die alte Dorntze erfuhren daher eine durchgreifende Ausgestaltung - und zwar unter maßgeblicher Beteiligung eines hochprominenten Künstlers der Wilhelminischen Ära, des gebürtigen Hannoveraners Hermann Schaper. Was Schaper insbesondere mit der Ausmalung der großen Halle schuf, verdient als eine bedeutende, entschieden epochentypische Leistung unseren Respekt. Es zeigt sich hier ein souveräner Gestaltet, dem in seinen Szenen und Figuren eine überzeugende Verlebendigung des Geschichtlichen gelang. Mit seinem Bildprogramm ging er durchaus eigene, vom üblichen abweichende Wege. Der Hochmut, mit dem man einem solchen Werk lange Zeit begegnen zu dürfen glaubte, ist fehl am Platze. Daß viele von Schapers Arbeiten die Verheerungen des Zweiten Weltkrieges nicht überstanden, steigert im übrigen nochmals die Bedeutung der Göttinger Rathausmalereien. Leonore Binders Untersuchung stellt Hermann Schapers Bilder umsichtig in allen Einzelheiten vor. Damit ist für jeden Interessierten eine solide Grundlage zum Verständnis dieser Kunstschöpfungen gelegt. Dr. Jens-Uwe Brinkmann gab die Anregung, diese Abhandlung - ursprünglich eine Göttinger Magisterarbeit - zum Druck zu bringen und damit eine Lücke in der Literatur zur Kunstgeschichte unserer Stadt zu schließen. Dank gebührt den Verantwortlichen dafür, daß sie die Untersuchung in die Reihe "Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen" aufnahmen und die zur Veröffentlichung erforderlichen Mittel bereitstellten. Karl Arndt |
Vorwort |
Die Ausmalung des Göttinger Rathauses ist das einzige größere malerische Werk des Monumentalmalers und Kartonzeichners Hermann Schaper, das von Eingriffen bislang unberührt geblieben ist. Es stellt somit ein einzigartiges Dokument dar. Am Anfang seiner Laufbahn stehend, hatte der Künstler 1883 den Auftrag für die Ausmalung der großen Rathaushalle erhalten. Fast zwanzig Jahre später, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, übernahm er die Ausstattung des alten Sitzungssaales. Die Malereien Schapers prägen noch heute das Gesamtbild beider Räume und geben ein bemerkenswertes Beispiel für die Verbindung mittelalterlicher Architektur mit einer Ausschmückung des Historismus. Darüber hinaus dokumentiert der repräsentative Charakter der Ausmalung das neuerwachte Prestigebedürfnis der Bürger, das sich Stadtrat und Stadtverwaltung zu eigen machten.
Die vorliegende Arbeit hat sich die Aufgabe gestellt, den Werdegang der Schaperschen Ausmalung zu verfolgen, sie vorzustellen und sie auf ihren Inhalt hin zu befragen. Für diese Untersuchungen stand mir im Göttinger Stadtarchiv umfangreiches Aktenmaterial zu den Restaurierungsarbeiten zur Verfügung. Das Quellenmaterial, zu dem auch zahlreiche Briefe des Künstlers gehören, vermittelt einen guten Einblick in die Planung und Ausführung der Malerei. Leider befinden sich weder unter den Akten noch im Nachlaß des Künstlers, der in der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover aufbewahrt wird, Entwurfszeichnungen zu den Göttinger Arbeiten, so daß man über die ersten Vorstellungen Schapers keine Aussagen machen kann. Man muß wohl davon ausgehen, daß die im Briefwechsel erwähnten Skizzen und Entwürfe verloren sind. Glücklicherweise ist uns in der Halle selbst ein Entwurf erhalten geblieben. Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Karl Arndt vom Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Göttingen und Dr. Jens-Uwe Brinkmann vom Städtischen Museum Göttingen für ihre tatkräftige Unterstützung bei der Entstehung dieser Arbeit sowie dem Stadtarchiv Göttingen und seiner Leiterin, Dr. Helga-Maria Kühn, für ihre Hilfe bei der Archivbenutzung und der Drucklegung.
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