Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen

  1. Göttingen im 18. und 19. Jahrhundert: zur Bevölkerungs- und Sozialstruktur einer deutschen Universitätsstadt / Wieland Sachse. - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1987. - 369 S. - ISBN 3-525-85415-3. - 29,90 EUR

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Geleitwort
Vorwort
Verzeichnis der Tabellen im TextXII
Verzeichnis der AbbildungenXIV
Verzeichnis der KartenXIV
Einleitung1
Göttingen an der Schwelle zur modernen Stadtentwicklung1
Lokale und überlokale Dimensionen des Untersuchungsgegenstandes, Literaturbericht3
Übergangsthematik auf drei Ebenen:6
Sozialstruktur und Wandel8
Bevölkerungsstruktur und Wandel14
Stadt und Wandel16
Leitfragen, Vorgehensweise, Quellen21
Göttingen und das Land Hannover24
Das Land Hannover: Gewerblich-industrielle Verspätung und Desinteresse der Historiker?24
Historische Grundlagen, innere Entwicklung und Personalunion, konservative Struktur und defensive Akzente27
Einseitige Wirtschaftspolitik und soziale Stabilisierung35
Agrarische Prägung und soziale Verhältnisse, ländliche Nebentätigkeiten, Landhandwerk, städtisches Handwerk, verzögerter industrieller Ausbau45
Göttingen: Wiederaufbau, städtisches Gewerbe und Universität56
Textilindustrie, Manufakturen und Fabriken, retardierende Züge59
Die säkularen Trends der Bevölkerungsentwicklung Göttingens71
Quellen und Daten zur Bevölkerungsgeschichte und zur historischen Demographie, Impulse der "Statistik"71
Kirchenbücher: Familienrekonstitution oder aggregative Analyse?76
Hannover und Göttingen: Bevölkerungswachstum, Stadt und Umland82
Vitalstatistik: Geborene, Gestorbene, Eheschließungen und Roggenpreise90
Mortalitätswogen, Geburtenüberschuß und Einflußfaktoren93
Demographische Makrostruktur: Mortalität, Natalität, Nuptialität103
Wanderungsbilanz, Sexualproportionen, Heiratskreise, Altersstrukturen116
Gesamtschau: Säkulares Wachstum und Raumauffüllung126
Methodischer Exkurs: Zum Begriff und Konzept des multiplen Sozialindex130
Moderne Kategorien und zeitgenössische Begrifflichkeit: Ein Spannungsverhältnis130
Politisch-soziale Sprache und realhistorischer Wandel133
Informations- und Quellenstruktur: Haushalte, Personen und soziale Indikatoren aus Einwohner- und Steuerverzeichnissen135
Drei Erfassungsquerschnitte: Einzelkriterien, Bewertung und Stratifikation137
Das Schichtenmodell zur vertikalen Gliederung der Wohnbevölkerung145
Die Berufsgliederung der Göttinger Bevölkerung146
Funktionale soziale Schichtung, Berufs- und Beschäftigungssystem als Teilkomponenten der Sozialstruktur: Sektoren, Berufsgruppen und Berufe im säkularen Wandel146
Expansion und Konzentration in Handwerk und Gewerbe, Verkehrsberufe, verändernde Impulse aus dem tertiären Sektor154
Lokale Spezifika und überlokale Einflüsse159
Die vertikale Differenzierung der Göttinger Bevölkerung161
Soziale Schichtung und Schichtungsdimensionen, Haushalte und Gesamtbevölkerung im säkularen Wandel161
Morphologische Schichtenanalyse: Innere Struktur und Konsistenz der Schichten, Konstanz und relativer Wandel164
Soziale Schichtung der Berufe: Stabilität, Beharrung, Behauptung und abnehmende Statushomogenität170
Handwerk und Gewerbe: Konzentration, Übersetzung und partielle Abschichtung172
Soziale Differenzierung und vorproletarische Unterschicht177
Die Haushaltsstruktur der Göttinger Bevölkerung179
Von der Makro- zur Mikroebene179
Göttinger Haushalte und Familien: Zelebritäten und Honoratioren, Professoren, Beamte und Handwerker, Namenlose und Arme, Beispiele und Tendenzen180
Kontinuität und Wandel in Haushalts- und Familienformen: Berufe, Schichten, Kinder, koresidierende Personen, Einpersonenhaushalte189
Funktionsverlust von Haushalt und Familie? Die Erosion der städtischen Familienwirtschaft201
Die räumliche Verteilung der Göttinger Bevölkerung206
Sozialstruktur und Raum206
Raumauffüllung, Wohnstruktur, Siedlungsdichte207
Karten und Karteninterpretation: zentral-peripheres Gefälle, soziale Segregation, säkulare Verdichtung und Umstülpung der räumlichen Sozialstruktur212
Quartierbildung, soziale Organisation und räumliche Gruppierung222
Dienstboten und Gehilfen in Göttingen228
Inkorporierte Bevölkerungsteile und Sozialstruktur228
Rechtsstellung; Mägde, Knechte, Diener; Gesellen, Lehrlinge, Gehilfen; Anteil an der Gesamtbevölkerung229
Integration, Herkunft, sozialer Staueffekt?234
Sozialer Wandel oder soziale Stabilität?236
Das Gesamtbild: Die Sozial- und Bevölkerungsstruktur der Stadt im Übergang zur Moderne, Elemente der Persistenz, der Stagnation, der Beharrung und des Wandels236
Göttingens spezifischer Weg zur Urbanisierung247
Statistischer Anhang248
Verzeichnis der Archivalien323
Literaturverzeichnis325



Geleitwort
Die "innere" Geschichte von Städten im Übergang zu ihrer modernen Wachstumsperiode und deren Verlauf ist ein in den letzten Jahren stark in den Vordergrund des Interesses der sozialgeschichtlichen Forschung gerücktes Thema. Dabei hat die Bevölkerungsentwicklung besondere Aufmerksamkeit gefunden - nicht nur unter rein quantitativem Aspekt, sondern auch im Hinblick auf Veränderungen der sozialen Zusammensetzung und Gliederung der Bevölkerung, die wiederum in enger Wechselwirkung mit der wirtschaftlichen Struktur der jeweiligen Stadt steht. Lassen sich einerseits allgemeine Entwicklungstendenzen erkennen, so andererseits von Fall zu Fall unterschiedliche Verläufe und Erscheinungsformen, die von jeweils besonderen Umständen - geographische Lage, Gewerbestruktur landesherrliche Politik, Betroffensein von Kriegen und Seuchen, Verschuldung, Anwesenheit von Einrichtungen überlokaler Bedeutung usw. - bestimmt sind. In Göttingen hat die Universität mit ihren Institutionen, ihrem Personal und den Studenten die Entwicklung seit dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts ganz wesentlich geprägt, und das um so mehr, als die Stadt erst spät und zögernd in den Prozeß der Industrialisierung eintrat. Die vorliegende Untersuchung von Wieland Sachse setzt kurz vor der Universitätsgründung ein, erfaßt also noch die vorhergehenden Verhältnisse, und reicht bis zum Übergang der Stadt an Preußen, der im großen und ganzen mit der beginnenden Industrialisierung und einem verstärkten Bevölkerungswachstum zusammenfiel.

Für diese Zeit stand dem Verfasser neben anderen Quellen das umfangreiche und aussagekräftige Material der Volkszählungen von 1763, 1829 und 1861 zur Verfügung. Er hat es, unter EDV-Einsatz, methodisch vorbildlich ausgewertet und seine Analyse durch einen umfangreichen statistischen Anhang sorgfältig unterstützt. Ihre volle Aussagekraft erreicht die Untersuchung in der Rekonstruktion der Sozialstruktur der Göttinger Bevölkerung mit Hilfe eines "multiplen Sozialindex" und unter Verwendung eines auf seine Tragfähigkeit sorgsam geprüften Schichtenmodells. Die methodischen Erörterungen des Verfassers mögen streckenweise spröde erscheinen; sie sind jedoch zur Begründung seines Vorgehens erforderlich und erläutern ein sozialstatistisches Modell, das in der Forschung gewiß Beachtung finden wird.

Die Bedeutung der ungewöhnlich ertragreichen Studie beschränkt sich nicht auf die lokale Geschichte Göttingens; vielmehr stellt sie einen weiterführenden Beitrag zur Sozialgeschichte Südniedersachsens und zu den Problemen des gesellschaftlichen Wandels von der Agrar- zur Industriegesellschaft dar, die hier an einem Einzelfall, jedoch mit übergreifender Fragestellung eindrucksvoll dargelegt werden.

Im Jubiläumsjahr der 1737 gegründeten Göttinger Universität erscheinend, darf die Arbeit von Wieland Sachse, die ganz wesentlich auf den reichen Beständen des Göttinger Stadtarchivs beruht, als ein gewichtiger Beitrag zur Stadt- und Universitätsgeschichte begrüßt werden.

Rudolf Vierhaus




Vorwort
Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 1986/87 vom Fachbereich Historisch-Philologische Wissenschaften der Georg-August-Universität Göttingen als Dissertation angenommen. Das Manuskript wurde im November 1986 abgeschlossen und seither für den Druck in einigen Kapiteln leicht überarbeitet.

Allen beteiligten Archiven, Bibliotheken und Institutionen danke ich für die stets großzügige und zuvorkommende Behandlung, die mir bei meinen Recherchen zuteil geworden ist. Besonderer Dank aber gilt Herrn Professor Dr. Rudolf Vierhaus, der die Arbeit angeregt und betreut hat. Seiner Geduld, den fördernden Impulsen sowie den mich immer wieder motivierenden Gesprächen, die ich mit ihm und seinen Mitarbeitern im Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen fuhren durfte, verdanke ich - auch über diese Arbeit hinaus - sehr viel. In jeder Hinsicht unterstützt, gefördert und ermutigt hat mich Herr Professor Dr. Karl Heinrich Kaufhold, als dessen Mitarbeiter ich Freiheiten genießen durfte, wie sie im heutigen Wissenschaftsbetrieb nicht selbstverständlich sind. Meinen Kollegen aus dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Göttingen verdanke ich Rat, Hilfe und freundschaftliche Solidarität, von der ich profitiert habe. Für Hinweise bin ich schließlich Herrn Professor Dr. Hermann Wellenreuther (Göttingen) dankbar, dessen Forschungsprojekt zur Geschichte Göttingens zur Zeit der Universitätsgründung sicherlich weitere Erkenntnisse zutage fördern wird, die hier nur am Rande gestreift werden konnten.
Die Stadt Göttingen hat die Veröffentlichung der Arbeit durch einen Druckkostenzuschuß gefördert und damit ihre Aufnahme in die bewährte Reihe der "Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen" ermöglicht. Mein Dank gilt hier Frau Dr. Helga-Maria Kühn vom Göttinger Stadtarchiv, die sich sehr für meine Arbeit eingesetzt hat.

Gewidmet sei das Buch meinem Sohn Christoph, der im Mai 1980 in Göttingen geboren wurde.

Wieland Sachse


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