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Vorwort | 5 | |
Die Besetzung Göttingens und das Anlaufen des Besatzungsregimes | 9 | |
Das Kriegsende in Göttingen | 9 | |
Die ersten Besatzungtage | 12 | |
Die "Umerziehung" | 20 | |
Die Praxis der neuen Verwaltung | 24 | |
Göttingen unter "Military Government Detachment 126" | 28 | |
Allgemeines | 28 | |
Die Spezialabteilungen | 31 | |
Town Major | 43 | |
Personalpolitik der Militärregierung | 45 | |
Reports, Lageberichte | 53 | |
Die Stadt und ihre Nachkriegssorgen | 61 | |
Die "Göttinger Nothilfe" | 65 | |
Die Arbeit des Sozialamts | 68 | |
Das Flüchtlingsproblem | 69 | |
Versorgung | 73 | |
Strom, Gas, Wasser | 78 | |
Die Kohlen- und Holzlage | 83 | |
Wirtschaft und Handel | 85 | |
"Displaced Persons" | 89 | |
Polizei | 91 | |
Die Gerichte | 93 | |
Schulen und Jugendbewegung | 96 | |
Eisenbahn und Verkehr | 101 | |
Theater und Kultur | 104 | |
Der Rat der Stadt Göttingen, das politische Leben | 107 | |
Oberbürgermeister oder Oberstadtdirektor? | 111 | |
Die Arbeit des ernannten Rats (NRC) | 113 | |
Ausschüsse | 116 | |
Der erweiterte NRC, der Rat vor den Wahlen | 120 | |
Anfänge der Parteipolitik | 121 | |
Zunehmende Politisierung des Rats, Wahlen, der erste gewählte Rat | 127 | |
Die Universität vom 8. April bis zum 1. September 1945 | 139 | |
Allgemeines | 139 | |
Die personale Lage der Universität | 143 | |
Die Notlage der Studentenschaft | 145 | |
Seminare und Institute der Universität, Beschlagnahmungen | 150 | |
Rechtliche und politische Stellung der Universität | 155 | |
Eröffnung der Universität | 162 | |
Ausblick | 166 | |
Verzeichnis der benutzten Materialien | 167 |
Vorwort |
Auf den folgenden Seiten wird das Leben in Göttingen vom Kriegsende im April 1945 bis zur Währungsreform im Juni 1948 geschildert. Wir haben hier nur einen winzigen Teilausschnitt der deutschen Nachkriegsgeschichte vor uns. Denn Göttingen ist nur eine unter vielen Städten Westdeutschlands und hat kein typisches Schicksal erlitten - wenn es ein typisches Schicksal der Nachkriegszeit überhaupt gibt -; und Wesentliches der Nachkriegsgeschichte ist auch erst Geschichte seit der Währungsreform.
Die Geschichte der Jahre nach dem Kriege wird einmal für ganz Deutschland zusammenhängend geschrieben werden müssen. Zu ihr soll die vorliegende Arbeit einen Beitrag liefern, der für einen einzigen Ort zeigen mag, wie aus einem von fremden Truppen besetzten und von ihnen militärisch beherrschten Lande allmählich wieder ein sich selbst verwaltendes Gemeinwesen wurde. Sollte das Gedächtnis der an verantwortlicher Stelle Miterlebenden jener Jahre noch in den Dienst der Arbeit gestellt und die schriftliche Überlieferung der Nachkriegsjahre noch voll ausgewertet werden - bei dem schlechten Material der damaligen Akten keine Selbstverständlichkeit -, so durfte nicht über den Zeitpunkt der Abfassung hinaus mit einer solcher, örtlichen Untersuchung der Jahre von 1945 bis 1948 gewartet werden. Göttingen ist zwar nicht zerstört worden, läßt also nicht den ganzen Abstand zwischen gestern und heute erkennen. Aber es liegt dicht an der damaligen Drei-Zonen-Ecke und der heutigen Zonengrenze; das Lager Friedland gehört zu seiner unmittelbaren Umgebung. Weil die Stadt unzerstört blieb, hat sie einen besonders starken Andrang von Flüchtlingen zu verzeichnen gehabt. Flüchtlingsschicksale und Nachkriegssorgen hat sie deshalb in reichem Maße kennengelernt. So ist zu hoffen, daß die Untersuchung über Göttingen hinaus von einem paradigmatischen Interesse sein wird. Dankenswerterweise stellte sich eine Reihe von damals Verantwortlichen mit großem Verständnis zur Verfügung. Von ihnen ist in erster Linie Herr Oberstadtdirektor i.R. Erich Schmidt zu nennen, dessen Erinnerungen eine wichtige Quelle für die Arbeit geworden sind, und der sich mit nicht nachlassender Liebenswürdigkeit zur Verfügung hielt. Desgleichen stellte Herr Oberstadtdirektor a. D. Helmuth Kuß sein Gedächtnis in den Dienst der Arbeit; viele wertvolle sachliche Hinweise sind ihm zu danken. Zahlreiche andere Zeugen der Nachkriegszeit trugen dazu bei, das Bild zu vervollständigen. Ihnen allen sei hier herzlich gedankt - alle Namen zu nennen, ist nicht möglich. Die Beamten der städtischen Ämter, soweit deren Akten herangezogen wurden, gaben stets bereitwillig Auskunft. Herrn Archivdirektor i.R. Dr. Wilhelm van Kempen gebührt namentlicher Dank für seine Unterstützung bei der Beschaffung von Akten im Rathaus und in dem von ihm geleiteten Göttinger Stadtarchiv. Die Arbeit entsprang einer Anregung von Prof. Dr. P. E. Schramm, die sich aus Besprechungen mit Herrn Oberstadtdirektor a.D. Helmuth Kuß ergeben hatte und von beiden Herren gemeinsam verwirklicht und gefördert wurde. Die Finanzierung übernahmen die Stadt Göttingen und der Universitätsbund, dessen Leiter, Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. Emil Woermann, die Verfasserin zu lebhaftem Dank verpflichtet ist.. Herrn Stadtarchivdirektor Dr. W. Nissen bin ich für seine Unterstützung bei der Durchsicht des Manuskripts und bei der Drucklegung sehr dankbar. Schließlich hat die Verfasserin dem Rat und der Verwaltung der Stadt Göttingen für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe "Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen" zu danken. Das Kapitel über die Universität in der Nachkriegszeit bedarf einer eigenen Vorbemerkung. Es umfaßt nur einen kurzen Zeitraum, nämlich die Monate April bis September 1945. Das hat mehrere Gründe. Der wichtigste ist der Umstand, daß die Behandlung eines mehrjährigen Zeitraums einen breiteren Raum einnehmen müßte, als er im Rahmen dieser Arbeit zur Verfügung steht. Der andere Grund ist die Quellenlage: zum Zeitpunkt der Abfassung konnten der Verfasserin an schriftlichen Quellen wenig mehr als die Senatsprotokolle zugänglich gemacht werden. Diese liegen zwar für die ganze Nachkriegszeit vor (während der ersten Monate sind sie nicht offiziell, sondern nur als Privatprotokoll des Rektors geführt worden), doch ergeben sie nur für das erste Halbjahr zusammenhängende, wenn auch nicht ganz lückenlose Aufschlüsse. Vom September 1945 ab müßten sie ergänzt werden durch Akten, Fakultätsberichte, Korrespondenzen und anderes. So war es vorerst geraten, die Darstellung nicht über den September 1945 hinauszuführen. Naturgemäß besteht die Notwendigkeit der Ergänzung der Senatsprotokolle auch schon für das erste Halbjahr nach dem Zusammenbruch. An schriftlichen Quellen sind hinzugezogen worden: die Akten der Stadt, die ersten Jahrgänge der "Göttinger Universitätszeitung" und die wichtigsten Tageszeitungen der Nachkriegszeit. Wichtiger als die schriftlichen Ergänzungen jedoch waren die persönlichen Erinnerungen derer, die den Neuanfang an der Universität Göttingen miterlebt haben. Herr Prof. Dr. Dr. h. c. Rudolf Smend hat die Güte gehabt, sich für einen ausführlichen Bericht und für die Durchsicht der Senatsprotokolle zur Verfügung zu stellen. Wie unschätzbar wichtig die Erinnerungen gerade des ersten Nachkriegsrektors der Georgia Augusta sind, braucht nicht eigens betont zu werden. Zu dieser wichtigsten Quelle kommen andere Berichte geringerer Ausdehnung, die das Bild zu vervollständigen halfen. Eine persönliche Bemerkung sei abschließend erlaubt: bei der Fülle der Fakten, die verarbeitet werden mußten, mag es geschehen, daß einem kompetenten Leser der eine oder andere Irrtum begegnet. Er halte sich dabei vor Augen, daß gerade mündliche Aussagen häufig voneinander abweichen, und daß Akten notwendigerweise unvollständige Quellen sind. Auf manche unwichtigere Angabe ist von vornherein verzichtet worden, wenn sie nicht sicher feststand. Schließlich sollte außer möglichst großer Genauigkeit auch Lesbarkeit der Arbeit angestrebt werden. Ob die Vereinigung dieser Aufgaben gelungen ist, sei dem Leser zum Urteil überlassen. Dr. phil. Wiebke von Thadden geb. Fesefeldt |