Chronik für das Jahr 1951 |
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1. Mai 1951 Wie alljährlich, fand die Mai-Feier der Gewerkschaften wiederum auf dem Marktplatz statt. Die Ansprachen des Göttinger Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Schmalz, und des Rektors der Universität, Professor D. Dr. Trillhaas, umrahmte die Göttinger Chorgemeinschaft mit Chorgesängen. 3. Mai 1951 Vom 3. bis 6. Mai hielt die Deutsche Bunsen-Gesellschaft ihre 50. Hauptversammlung in Göttingen ab. Der Geschichtsverein für Göttingen und Umgebung, die Göttinger Genealogisch-Heraldische Gesellschaft und der Göttinger Verschönerungsverein haben gemeinsam öffentliche Aufrufe erlassen zur Erhaltung der Gedenktafeln für berühmte Persönlichkeiten. Diese Gedenktafeln an den Häusern sind in ihrer Vielzahl eine Göttinger Besonderheit und lassen einen Gang durch die deutsche Geistesgeschichte werden. In den letzten Jahren sind bei Häuser-Erneuerungen viele dieser Tafeln verloren gegangen. Daher haben die genannten Vereine sich veranlaßt gesehen, vor weiterer Zerstörung zu warnen. Auf Vorschlag der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität ist Oberstudiendirektor Dr. Erbe von der Oberschule für Mädchen ein Lehrauftrag für geisteswissenschaftliche Didaktik erteilt worden. 4. Mai 1951 In einer Treue- und Protestkundgebung auf dem Albani-Friedhof mit Ansprachen führender Persönlichkeiten aus der Stadt forderten 2000 Teilnehmer die Rückkehr der in fremden Ländern widerrechtlich noch zurückgehaltenen deutschen Kriegsgefangenen. 6. Mai 1951 Am heutigen Sonntag wählt das Land Niedersachsen die Abgeordneten zu seinem neuen Landtag. In Göttingen ist der vorausgegangene Wahlkampf ohne Störungen verlaufen. Regierungspräsident Backhaus-Hildesheim hatte zu Beginn des Wahlkampfes einen öffentlichen Aufruf zur Sachlichkeit erlassen. Von prominenten Persönlichkeiten der verschiedenen Parteien sprachen in Göttingen: von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands: Frau Luise Schröder, ehemalige Oberbürgermeisterin von Berlin und der Vorsitzende der Partei, Dr. Schumacher, von der Freien Demokratischen Partei: Vizekanzler Blücher, von der durch die Christlich-Demokratische Union und die Deutsche Partei für den Wahlkampf gebildete Niederdeutsche Union: Bundesminister des Innern Dr. Lehr und der Fraktionsführer der Christlich-Demokratischen Union im Bundestag, Dr. von Merkatz. Die Stadt Göttingen war in 28 Stimmbezirke eingeteilt. Von 57.966 Wahlberechtigten erfüllten 39.111 Personen ihre Wahlpflicht. Davon erhielten:
Nach diesem Ergebnis ist als Kandidat der stärksten Partei Rechtsanwalt und Notar Föge-Göttingen gewählt, der damit erneut in den Niedersächsischen Landtag einziehen wird. Im Landkreis erhielt Werkmeister Ernst Fahlbusch-Weende, der Kandidat der Sozialdemokratischen Partei, (derzeitig Landrat des Kreises Göttingen) die meisten Stimmen und wurde damit wieder zum Abgeordneten gewählt. 7. Mai 1951 Auf Einladung des Ortsausschusses der Inneren Mission Göttingen sprach heute Landesbischof D. Dr. Lilje zu den führenden Kreisen der Wirtschaft des Stadt- und Landkreises über das Thema: "Staatliche Sozialpolitik und caritative Fürsorge". Der Bund reformierter Kirchen Deutschlands hielt vom 7. bis 9. Mai hier eine Tagung ab. 11. Mai 1951 In der heutigen vertraulichen Ratssitzung sollte endlich die Wahl des neuen Oberstadtdirektors stattfinden, da die ohnehin schon zweimal verlängerte Amtszeit Oberstadtdirektor Schmidts am 30. Juni ablaufen wird. Man konnte sich indessen auch heute noch nicht einigen, und so wurde beschlossen, die Stelle noch einmal auszuschreiben und die Dienstzeit Oberstadtdirektor Schmidts erneut bis zum 30. Dezember dieses Jahres zu verlängern. 13. Mai 1951 Der 18 jährige Lehrling der hiesigen Opel-Autohallen Gisbert Knirre gewann im heutigen Fußball-Toto die Summe von 15.000 DM. Das Göttinger Opern- und Operetten-Theater, das sonst im Stadtpark-Saal zuhause ist, machte mit einer Freilicht-Aufführung der Johann Strauß-Operette "Der Zigeunerbaron" auf der Wiese vor dem Hainholzhof einen vielbeachteten und gelungenen Versuch. Mit einem Treffen der ehemaligen Schülerinnen beging die im Jahre 1926 von Geheimrat Reichenbach gegründete, seit 1936 nach ihm benannte Schule zur Ausbildung medizinisch-technischer Assistentinnen ihr 25 jähriges Bestehen. 14. Mai 1951 Bei Tausenden von Zuschauern, die teilweise von weither gekommen waren, erlebte Göttingen heute den ersten Freiballon-Aufstieg nach dem Krieg. Sehr ungünstige Wetterverhältnisse, vor allem schwere Regenböen, verhinderten einen weiten Flug, so daß der Ballon gezwungen war, schon 500 Meter ostwärts vom Königsplatz in Geismar zu landen, nachdem er 22 Minuten in durchschnittlich 600 Meter Höhe geflogen war. 16. Mai 1951 Gegen den Ratsbeschluß, die Hundesteuer von 40 auf 60 DM im Jahr zu erhöhen, haben die Hundebesitzer in einer Protestversammlung eine Eingabe an den Regierungspräsidenten in Hildesheim gerichtet. 19. Mai 1951 Die sogenannte "Ostpreußische Ärztefamilie", eine Vereinigung ostpreußischer Ärzte und ihrer Familien, nahm mit über 350 Teilnehmern in Göttingen an der Feier des 100 jährigen Jubiläums des Vereins für wissenschaftliche Heilkunde Königsberg teil. Die Tagung fand hier statt, weil die Georg-August-Universität die Tradition der Universität Königsberg übernommen hat. 23. Mai 1951 Nach gründlichen und kostspieligen Erneuerungs- und Verbesserungsarbeiten konnte heute das Städtische Freibad wieder eröffnet werden. Die Bayerische Akademie der schönen Künste wählte den Göttinger Architekten Professor Diez Brandi zum ordentlichen Mitglied. 27. Mai 1951 Durch die verhängnisvolle Trennung Westdeutschlands von der sowjetisch besetzen Ostzone ist der Verkehr zwischen beiden Teilen Deutschlands sehr erschwert. Daher war ein sportliche Wettkampf aufrichtig zu begrüßen, der heute hier zwischen der Betriebssportgemeinschaft Stahl aus Erfurt und der Leichtathletik-Abteilung des Göttinger Sportclubs "05" ausgetragen wurde. Zum Zeichen der Freude über diesen Besuch aus der Ostzone waren die Erfurter Sportler gestern abend im Auftrag des Rates in der Rathaushalle offiziell willkommen geheißen worden. Bei strömenden Regen wurde in der Siedlung am Hagenberg der Grundstein zum Gemeindehaus der dort entstehenden evangelischen Kirchengemeinde gelegt. Später ist auch an ein eigenes Gotteshaus gedacht. Das vor einigen Jahren eröffnete "Haus Atlantic" (die früheren "Göttinger Festsäle" am Ritterplan), das hauptsächlich als Nachtlokal nach großstädtischem Muster diente und in dem sich eine zeitlang auch eine Spielbank befand, hat wegen finanzieller Schwierigkeiten seit einigen Tagen schließen müssen und geht in Konkurs. In den früher vom Reichsbahn-Zentralamt benutzten Hallen auf dem ehemaligen Flugplatzgelände ist jetzt eine Großgarage der Bundesbahn eingerichtet worden. Der Kraftwagenpark der Bundesbahn in Göttingen umfaßt derzeitig 56 Fahrzeuge, darunter 18 Omnibusse. 30. Mai 1951 12 Lehrer und 64 Schüler der Staats-Ackerbauschule Ettelbrück in Luxemburg trafen heute zur Besichtigung der Stadt Göttingen ein. |
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