Chronik für das Jahr 1948

5. September 1948

Die zur Zeit in Hann. Münden tagende Dendrologische Gesellschaft weilte heute in Göttingen. Vormittags wurde auf dem Stadtfriedhof der Gedenkstein für den letzten Präsidenten der Gesellschaft von Friedrich-Schroeter eingeweiht, nachmittags fand eine Fahrt in den Göttinger Stadtwald statt.

Der Saal des bisherigen Jugendheims, Hospitalstraße 1, ist mit den Nebenräumen zu einem zweiten städtischen Theater ausgebaut und eingerichtet worden. Heute Vormittag fand die feierliche Eröffnung der Kammerspiele statt. Oberbürgermeister Arnholdt, Kulturdezernent Dr. Pfauter, Intendant Lehmann und Schauspieldirektor Kenter hielten Ansprachen. Abends ging als erste Vorstellung Carl Zuckmayers Drama "Des Teufels General" über die Bühne.

Die in Kriegs- und Nachkriegszeit vielfach geschädigte Feuermeldeanlage ist wiederhergestellt und von heute ab wieder benutzbar. Zur Zeit sind im Stadtgebiet 53 Feuermelder aufgestellt.

8. September 1948

Zum Besten der geplanten Bauarbeiter-Siedlung am Kleinen Hagen veranstalteten Mitglieder des Rates und der Stadtverwaltung ein Fußball-Wettspiel.

12. September 1948

Die Freiwillige Feuerwehr Göttingen konnte bei einem in Katlenburg abgehaltenen Wettbewerb zur Ermittlung der besten Feuerlöschgruppe im Regierungsbezirk Hildesheim den ersten Platz belegen.

Im Maschpark fand das Fußball-Oberligapunktspiel zwischen der "Hamburger Spiel-Vereinigung" und dem Verein "Göttingen 05" statt. Es war dies ein großes sportliches Ereignis, dem über 15.000 Zuschauer beiwohnten, die größtenteils von weither kamen, sogar aus der sowjetisch besetzen Ostzone. Das Spiel ging zu Gunsten Hamburgs aus. Die Gäste konnten 4 Tore erzielen, Göttingen nur 1 Tor.

15. September 1948

Die Mechanischen und Optischen Werkstätten Spindler & Hoyer, Kommandit-Gesellschaft, bestehen am heutigen Tag 50 Jahre.

16. September 1948

Anstelle des nach Duderstadt versetzten Majors Walmsley ist Brigadier Kensington von der Militär-Regierung zum Kreisresidenzoffizier für den Landkreis Göttingen ernannt worden.

17. September 1948

In der Aula der Voigt-Schule wurde in Gegenwart von Vertretern der Militär-Regierung und von Regierungspräsident Backhaus-Hildesheim Stadtschulrat Buchheim in sein Amt eingeführt.

Die ersten 40 der für Göttingen-Stadt und Göttingen-Land bestimmten, aus Schleswig-Holstein nach Niedersachsen umquartierten Flüchtlinge trafen hier ein. 18 blieben in Göttingen, die übrigen wurden auf Dörfer des Landkreises verteilt.

19. September 1948

Wie in ganz Deutschland, so hielt man auch in Göttingen eine Gedenkstunde für die Opfer des nationalsozialistischen Systems ab. Die hiesige Feier fand in den Kammerspielen statt, Oberbürgermeister Arnholdt und Professor Dr. Ziegler sprachen.

22. September 1948

Vom 22. bis 24. September tagte die Gesellschaft für angewandte Mathematik und Mechanik hier.

23. September 1948

Generalsuperintendent D. Karl Stisser starb im 84. Lebensjahr. Von 1911 bis 25 wirkte er als Superintendent des Bezirks Göttingen III und Pfarrer an St. Albani, war dann Generalsuperintendent in Hildesheim und lebte seit 1936 hier im Ruhestand.

25. September 1948

Der XVII. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie fand vom 25. bis 29. September in Göttingen statt. Rund 1000 Gelehrte nahmen daran teil, darunter eine Anzahl von Ausländern. Die Unterbringung einer so großen Menge Fremder war nur durch Einrichtung eines Massenquartiers in der Oberschule für Mädchen am Friedländer Weg möglich.

Mitte September fuhren 39 Göttinger Studenten und 15 Studentinnen zur Erntehilfe nach England. Auch in der Schweiz gingen mehrere Transporte Göttinger Studenten zum gleichen Zweck ab.

27. September 1948

Von heute an werden die Briefkästen im Stadtgebiet werktäglich wieder viermal geleert, wodurch der Postverkehr einer wesentliche Verbesserung erfährt.

30. September 1948

Justizoberinspektor Engel, der geschäftsführende Beamte des Landgerichts Göttingen, trat nach 53-jähriger Tätigkeit im Justizdienst in den Ruhestand. In einer Feier im Schwurgerichtssaal verabschiedete Landgerichtspräsident Meyerhoff den verdienten Beamten.