Stationen der Stadtgeschichte |
1904 - Streik der Bauarbeiter |
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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Göttingen eine bürgerlich geprägte Stadt - und es hat diesen Charakter bis heute weitgehend bewahrt. Das hieß aber nicht, dass die gesellschaftlichen Verwerfungen, die damals die Ausbildung der modernen Industriegesellschaft in Deutschland begleiteten, hier nicht spürbar gewesen wären. Über zehn Prozent der zu dieser Zeit ca. 34000 Einwohner Göttingens arbeiteten in der Industrie, vor allem in Betrieben der Textil- und Metallverarbeitung sowie der Feinmechanik, im Baugewerbe oder im Eisenbahnausbesserungswerk.
Der Aufschwung der gewerblichen und industriellen Wirtschaft ließ also auch hier eine Arbeiterschaft entstehen, die zunehmend weniger bereit war, ihre zum Teil erbärmlichen Lebens- und Arbeitsverhältnisse klaglos hinzunehmen. So traten am 16. April 1904 knapp dreihundert Göttinger Bauarbeiter in den Ausstand - immerhin etwa ein Drittel der Beschäftigten im Baugewerbe. Der für die Streikenden und ihre Familien entbehrungsreiche Arbeitskampf zog sich fast vier Wochen hin, bis die Göttinger Zeitung am 13. Mai die unter Vermittlung von Oberbürgermeister Georg Calsow erzielte Einigung vermelden konnte: "Der Lohn der Maurer wird ab 4. Juni um 2 Pfg., der der Erdarbeiter und Steinträger um 1 1/2 Pfg. pro Stunde erhöht, bei täglich 10stündiger Arbeitszeit. An Sonnabenden ist um 4 1/2, an den Sonnabenden vor den großen Festtagen um 3 1/2 Uhr Feierabend ohne Lohnkürzung." Bis zu einer wirklichen Besserung derartiger gesellschaftlicher Ungerechtigkeiten war es auch in Göttingen noch ein weiter Weg! |
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