Stationen der Stadtgeschichte |
1790 - Auszug der Studenten |
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Bürger und Studenten verbindet in Göttingen seit je her eine enge wirtschaftliche Abhängigkeit,
die der Heimatdichter Ernst Honig mit den Worten seines Schorse Szültenbürger treffend umschreibt:
"Ich hawe 4 Stedenten un 3 Schweine - mich cheht es chanz chut!" Zugleich aber gab und gibt es immer
heftige Spannungen. Zu einer regelrechten Explosion kam es im Sommer 1790, als ein Student von Tischlergesellen
verprügelt wurde. Die Studentenschaft fühlten sich
dadurch in ihrer Gruppenehre gekränkt und antworteten mit einem in Universitätsstädten üblichen
Protest: Sie verließen die Stadt und zogen auf das Kerstlingeröder Feld. Da das Wetter offenbar
mitspielte - es war mitten im Sommer - entwickelte sich hier ein reges Lagerleben. Man organisierte sich
halbmilitärisch in Kompanien, die so klangvolle Namen wie "Minerva", "Mars" oder
"Athene" führten, ernannte einen Generalissimus sowie einen Generaladjutanten, und Marketenderinnen,
die Speisī und Trank - und vielleicht auch anderes - feilboten, waren auch zur Stelle. Für die Verhandlungen
mit Universität und Stadt ernannte man Deputierte, unter denen besonders ein ungarischer Graf in reich mit
Gold betresster Husarenuniform hervorstach.
Dieser "Konsumstreik" zeigte, in welchem Maße Stadt und Bürger auf die Studenten angewiesen waren: Mit Tränen in den Augen sollen die Gesandten der Bürgerschaft um ihre Rückkehr gebeten und nahezu alle Forderungen erfüllt haben. Hoch zu Pferde und mit fliegenden Fahnen kehrten die Studenten in feierlichem Zuge als "Sieger" in die Stadt zurück. | |
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