Stationen der Stadtgeschichte |
1715 - Göttingen wird Festung |
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Der Dreißigjährige Krieg hatte in militärischer Hinsicht weitreichende Folgen für Göttingen. Waren bisher die Mauern und Wälle wie auch die Soldaten eine städtische Angelegenheit gewesen, die der Aufsicht und dem Befehl des Rates unterstanden und die die Bürgerschaft finanzierte, so wurde die Stadt nach dem großen Krieg vom Herzog von Braunschweig-Lüneburg zur landesherrlichen Garnison und Festung ausgebaut.
Der Herzog verlegte auf Dauer größere Truppenverbände in die Stadt, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts rund 17 Prozent der Bevölkerung ausmachten – bei der heutigen Größe Göttingens wären das etwa 20000 Soldaten. Die Belastungen für die Bevölkerung wurden dadurch noch vergrößert, dass das Militär nicht in Kasernen untergebracht, sondern gewissermaßen als Untermieter in den Bürgerhäusern einquartiert war. Der Ausbau zur Festung erfolgte in mehreren Schritten seit 1622 und erreichte im Jahr 1715 seinen Abschluss. Insbesondere wurden der Wall und die Tore verstärkt und nach den neuesten Erkenntnissen der Festungsbaukunst durch ein vorgelagertes System von Bastionen ergänzt. Dass Göttingen jetzt Festung war, hatte für die Stadt im Siebenjährigen Kriege (1757-1763) allerdings verheerende Folgen: Statt Schutz zu gewähren machten die Festungsanlagen Göttingen bei den Kriegsparteien als Stützpunkt begehrt, so dass die Einwohner jahrelange Besatzungen zu erdulden hatten. Um Ähnliches für die Zukunft zu vermeiden, ließ die hannoversche Regierung nach Kriegsende die Befestigungen abtragen und auf dem Wall eine Promenade anlegen, die bald zu den großen Attraktionen der jungen Universitätsstadt gehörte und auch in Heinrich Heines "Buch der Lieder" besungen wird ("Auf den Wällen Salamankas"). Ein frühes Beispiel gelungener militärisch-ziviler Konversion!
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