Stationen der Stadtgeschichte

1632 - Göttingen wird erobert

Harnisch und Helm eines Göttinger Bürgers um 1600/1620, Städtisches Museum Göttingen Während des Dreißigjährigen Krieges, der von 1618 bis 1648 im Herzen Europas tobte, standen sich wechselnde Kriegsparteien gegenüber, der Schauplatz aber war immer derselbe: Deutschland. Die in diesen Jahren angerichteten Verwüstungen erklären bis zu einem gewissen Grade die im Vergleich zu England und Frankreich verzögerte Entwicklung Deutschlands im 18. und 19. Jahrhundert.

In Norddeutschland kämpften zunächst König Christian von Dänemark als Haupt der protestantischen und General Tilly als Feldherr der katholischen Partei gegeneinander. Nachdem Tilly Göttingen am 2. August 1626 nach mehrwöchiger Belagerung kampflos besetzt hatte, konnte er seinen königlichen Gegner in der Schlacht bei Lutter am Barenberge am 17. August vernichtend schlagen.

Sechs Jahre später hatten sich die Machtverhältnisse vollständig gewandelt. Die katholischen Truppen sahen sich jetzt überlegenen schwedischen Kräften gegenüber, die unter dem Befehl des Herzogs Wilhelm von Weimar standen. Er begann am 11. Februar 1632 einen gewaltsamen Sturm auf Göttingen und konnte es noch am gleichen Tag erobern. An der Spitze seiner Truppen drang der Herzog als erster durch das Groner Tor in die Stadt ein, in der sich ein blutiger Häuserkampf entwickelte. Die Verteidiger zogen sich ins Rathaus zurück und ergaben sich erst nach heftiger Gegenwehr. Der Name der "Blutkammer" über der Rathauslaube soll daran erinnern. Bei diesen Kämpfen wurde, wie ein Zeitgenosse schreibt, auch das Stadtarchiv verwüstet und "fast alle darin vorhandene Siegell, Brieffe, alte Verträge, geist- und weltliche Urkunden uffs schendligste verderbt, zerrissen, mit Blut und anderem Unflath besudelt und weggeraubt."

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