Wolfgang Natonek (1919 - 1994) |
Widerstandskämpfer
Gedenktafel |
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Am 25. Juni 2015 wurder am Gebäude Goßlerstraße 51
zu Ehren des Widerstandskämpfers
Wolfgang Natonek
eine Gedenktafel enthüllt.
Wolfgang Natonek wurde am 3. Oktober 1919 in Leipzig als Sohn des jüdischen Schriftstellers und Journalisten Hans Natonek geboren, der während der NS-Zeit in die USA emigrierte. Natonek wurde deshalb zum Staatenlosen erklärt und konnte 1938 nur unter Schwierigkeiten das Abitur ablegen. Er wurde eingezogen, jedoch als "wehrunwürdig" entlassen. Nach Kriegsende immatrikulierte sich Natonek an der Universität Leipzig und studierte Zeitungswissenschaften, Germanistik und Englisch. Er brachte sich vielfach in das politische Leben ein, wurde Mitglied der LDPD und 1947 Vorsitzender des Studentenrates in Leipzig. Am 11. November 1948 wurde er verhaftet, 1949 durch ein sowjetisches Militärtribunal zu einer langjährigen politischen Haft in Bautzen und Torgau verurteilt und 1956 vorzeitig entlassen. Im selben Jahr verließ Natonek mit seiner Frau Christa die DDR und beendete in Göttingen sein Studium der Philologie. Von 1963 bis 1985 unterrichtete er am Max-Planck-Gymnasium in Göttingen die Fächer Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Wolfgang Natonek starb am 21. Januar 1994 in Göttingen. Wolfgang Natonek wurde wegen seiner jüdischen Abstammung und seiner liberalen und entschieden demokratischen Haltung ein Opfer der NS-Diktatur und der kommunistischen Diktatur in der frühen SBZ/DDR. Er gilt als kompromissloser Verfechter der Ideale von akademischer und politischer Freiheit gerade gegenüber totalitären Systemen. Auch wenn er selbst von der langjährigen politischen Haft in Bautzen und Torgau kein Aufhebens machte, lebte er, wie ehemalige Schüler bestätigten, "seinen Unterricht aus seiner Biographie heraus". Er vermittelte in respektvollem, objektivem und sorgfältigen Unterricht den Stoff der Fächer Geschichte, Gemeinschaftskunde und Deutsch als "die eindrucksvollste Lehrergestalt am MPG". Insofern war Wolfgang Natonek ein für Göttingen wichtiger "Zeuge des Jahrhunderts", der seine Haltung auf eindrucksvolle Weise als Lehrer vorlebte. Der Freistaat Sachsen ernannte ihn 1992 für "seinen großen Einsatz für die akademische und politische Freiheit" – insbesondere an der Universität Leipzig in den Jahren von 1946 bis zu seiner Verhaftung 1948 – zum Titularprofessor; seit 1996 wird an der Universität Leipzig der "Wolfgang-Natonek-Preis" für herausragende Studienleistungen und besonderes Engagement für die Interessen der Universität verliehen. Lesen Sie dazu auch den Bericht mit Fotos auf der Website seiner ehemaligen Schule. |
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