isk und Der Funke

isk

Zur Aufgabe der ISK-Mitglieder gehörte regelmäßig auch der Verkauf der Broschüre isk. Neben dem regelmäßigen Straßenverkauf in Göttingen wurden auch spezielle isk-Verkaufsaktionen durchgeführt oder ausgesuchte Betriebe, wie z.B. im Herbst 1930 die Herzog Juliushütte (Hüttenwerk, heute in der Gemeinde Astfeld), für den Verkauf aufgesucht.1

Willi Eichler war verantwortlicher Schriftleiter, gedruckt wurde die Broschüre von Oskar Wettig in Gelnhausen. Die mindestens achtseitige Broschüre hatte eine durchschnittliche Auflage von 5-6000 Exemplaren.2 Ab der ersten Ausgabe im Januar 1926 waren darin internationale Themen vertreten, wie die Lage in China oder der Sowjetunion. Neben dem deutschsprachigen isk wurden auch Ausgaben in Englisch und Esperanto produziert.3

Bereits zu Anfang setzte man auch auf Hauswerbung, wie August Heißmeier in seinem Bericht von 1926 vermerkte.4 Über Verkaufszahlen in Göttingen sind wir sporadisch unterrichtet. Im Mai 1927 wurden durch den Ortsverein 389 Hefte an dauernde und Einzelbezieher abgegeben, hinzu kamen 27 Postbezieher.5 Im Februar 1929 beliefen sich die festen Bezieher der Broschüre (einschließlich der Mitglieder) auf 120 Personen,6 im März lag der isk-Vertrieb bei über 500 Exemplaren,7 im April bei 600 und im Mai bei 800 Exemplaren.8 Der Jahresumsatz 1930 an Broschüren in Göttingen belief sich auf 8378 Exemplare (im Folgejahr 8529).9 Im März 1930 berichtete Willi Eichler an die Ortsvereine: Es wird euch vielleicht interessieren, dass der OV Gn (Ortsverein Göttingen) nahezu 25% seines Umsatzes in letzter Zeit aus alten Heften genommen hat. Es ist außerordentlich wichtig, alle Hefte, die sich jetzt überhaupt noch gut verkaufen lassen restlos auszuverkaufen.10

Reichsweit lag der Umsatz an isk-Broschüren im September 1930 bei 11013 Exemplaren11 (Mai 1930 bei 10393 Exemplaren, Mai 1929: 9001; Mai 1928: 7999; Mai 1927: 5539 Stück12). Der Verkauf der isk-Broschüren brach mit dem Verkaufsbeginn der Tageszeitung Der Funke kräftig ein, in Göttingen wurden 1932 nur noch 3468 Exemplare verkauft.13

Der Funke

Die Entscheidung für die Herausgabe einer Tageszeitung fiel auf dem Bundestag im August 1931.14 Im August wurde zudem noch beschlossen, dass diese Zeitung in Berlin erscheinen und deshalb die Bundeszentrale ebenfalls in die Reichshauptstadt übersiedeln sollte.

Im September schlug Willi Eichler einen Namen vor: Der Funke mit dem Untertitel Aus dem Funken soll die Flamme emporschlagen.15 Zu denken wäre in diesem Zusammenhang an die Iskra, eine frühe revolutionäre Zeitung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR), die ab 1901 drei Jahre lang unter Federführung Lenins erschien.

Bis zum November 1931 sollten die gröbsten Schwierigkeiten der Finanzierung gelöst sein und Eichler kündigte die Zeitung an als Der Funke. Tageszeitung für Recht, Freiheit und Kultur.16

Mit Umzug der zukünftigen Redaktion nach Berlin zog auch der Verlag Öffentliches Leben, in dem bislang alle ISK-Publikationen erschienen waren, von Göttingen nach Berlin in die Inselstraße.17 Dort war auch der Sitz der Redaktion; zu den Übersiedlern gehörten aus Göttingen Elisabeth Deppe, Willi Eichler, Hanna Fortmüller, Irmgard Hinze, Erich Irmer und Anna Kothe.18

Aber auch andere Mitglieder? Funktionäre? Personen? fanden ihren Weg nach Berlin. Oskar Schmitt, seit 1927 im ISK, hatte seine Buchdruckerlehre in Göttingen beendet. Er ging ebenfalls zum Jahreswechsel nach Berlin und arbeitete als Geselle im Verlag Öffentliches Leben. Mit dem Verbot des Funken verlor auch er seine Arbeit.19

Die erste Ausgabe erschien am 1.1.1932 mit einem programmatischen Artikel auf der Frontseite. Dieser schloss mit den Worten zur Notwendigkeit dieser neuen Tageszeitung. Diese liege in einer praktischen Aufgabe: die Solidarität, die in der Arbeiterschaft verschüttet ist, und die Kraft, die aus dem Proletariat hervorgehen kann, anzufachen durch das öffentliche Wort der Presse, hinter der der Wille zur Wahrheit steht. Aus diesem Funken des offenen und wahren Wortes soll die Flamme der gemeinsamen Tat emporschlagen.20

Dies benannte klar das Ziel des ISK Anfang der 1930er Jahre: Die Schaffung einer Einheitsfront gegen die Nationalsozialisten. Die Tageszeitung sollte eines der Mittel dazu sein. (Einheitsfront)

Die Verbreitung der Zeitung erfolgte im Straßenverkauf, über Kioske und per Abonnement. Für Göttingen überwogen in der zweiten Hälfte des Jahres 1932 die Zahlen des Straßenverkaufs (August: 405, September: 705, Oktober: 850, die Zahlen für November und Dezember fehlen leider). Bei Händlern oder in Kiosken wurden zwischen 23 und 99 Exemplaren im Monat abgesetzt, hinzu kamen in der ersten Jahreshälfte bis zu 93 Abonnenten (deren Anzahl in der zweiten Jahreshälfte zurückging).21 Im Januar 1933 wurden noch einmal 617 Exemplare des Funken im Straßenverkauf abgesetzt.22

Der reichsweite Absatz betrug laut einer Verkaufsstatistik im Mai 1932 44.178 Exemplare, in den Monaten Juni 60.772, Juli 77.417, August 68.709, September 58.049, Oktober 54.813 und fiel im November auf 37.554 Exemplare. Am 21. November 1932 wurde die Zeitung für vier Wochen verboten, weil sie mit der rechtlich anfechtbaren Schlagzeile Nieder mit Hindenburg! Nieder mit dem Schützer des Faschismus! erschienen war. In dem Artikel wurde zum außerparlamentarischen Sturz Hindenburgs aufgerufen.23

Am 17.2.1933 erschien die letzte Ausgabe des Funken. Diese enthielt noch einmal einen Bericht aus Hann. Münden über eine gemeinsame Demonstration der linken Kräfte. KPD und Kampfbund hatten ihre Mitglieder aufgefordert, mit der Eisernen Front zusammen zu demonstrieren. Der Funke berichtete über die Losung des Versammlungsleiters: Wir fordern von den Spitzenorganisationen der Arbeiterbewegung, daß sie alles tun, um zur Einheitsfront zu kommen.

Vier Tage nach dem Verbot des Funken wandte sich Elisabeth Deppe im Namen der Redaktion an die Abonnenten des Funken: Wie wir bereits mitgeteilt haben ist der „Funke“ bis zum 2. März ds. Js. einschl. verboten worden, und zwar dürfen wir auch, wie aus der bereits früher mitgeteilten Verfügung der jetzigen Machthaber hervorgeht, nicht mitteilen, warum dies geschehen ist.
(…) Wir bringen hier in Erinnerung, dass unsere Leser eine gute Gelegenheit haben, die Gedankengänge des ISK in theoretisch vertiefterer und gesammelterer Form zu erhalten, wenn sie die Monatsschrift „ISK“ abonnieren.
(…) Wir hoffen, dass unsere Leser die Situation so einschätzen wie wir, und dass sie dabei helfen werden, dass der „Funke“ nicht aus Mangel an Solidarität, sondern äusserstenfalls deshalb eingeht, weil er durch die Reaktion mit Gewalt am weiteren Erscheinen gehindert wird
.24

Der ISK verkaufte nach dem Verbot des Funken neben dem isk auch noch Broschüren, die allerdings die Tageszeitung nicht ersetzen konnten. In Berlin wurden noch 2000 Exemplare der Lenin-Biographie Trotzkis und der Todeskampf der Freiheit verkauft, wobei die letztere einem Bericht Eichlers zufolge massenhaft abgesetzt wurde.25



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Literatur und Quellen

Haase, Ludolf (1942): Durchbruch in Niedersachsen. Der Kampf der N.S.D.A.P. 1921/24. 2. vermehrte und verbesserte Niederschrift.

Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Bundestage, Parteiausschusstagungen, Konferenzen, Treffen, Besprechungen, Aussprachen, Kurse, Funktionärsbefragungen: Bericht auf dem Ersatz-Bundestag des ISK am 11. Juli 1942. Archiv der sozialen Demokratie, 4/IJB-ISK000010.

Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an Bundesvorstand: Briefe, Berichte 1929-33. Archiv der sozialen Demokratie.

Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an Bundesvorstand: Briefe, Berichte 1930-33. Archiv der sozialen Demokratie, 4/IJB-ISK000012.

Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand: Monatsberichte 1929. Archiv der sozialen Demokratie, 4/IJB-ISK00018.

Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand: Monatsberichte 1927. Archiv der sozialen Demokratie, 4/IJB-ISK00014.

Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK). Stadtarchiv Göttingen, Pol. Dir. Göttingen, Fach 155, Nr. 5.

Internationale-Transportarbeiter-Föderation; Aufzeichnungen über Personen: Schmitt, illegales Netzwerk. Archiv der sozialen Demokratie, 5/ITFA000096.

Lindner, Heiner (2006): "Um etwas zu erreichen, muss man sich etwas vornehmen, von dem man glaubt, dass es unmöglich sei". Der Internationale Sozialistische Kampf-Bund (ISK) und seine Publikationen : zugleich Einleitung zur Internetausgabe der Zeitschrift "Renaissance", Juli bis Oktober 1941, sowie der Pressekorrespondenzen "Germany speaks" und "Europe speaks", 1940, 1942 bis 1947. Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Historisches Forschungszentrum (Gesprächskreis Geschichte, Heft 64).



1Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand, S. 1, 24.11.1930, Elisabeth Deppe an Willi Eichler.

2Lindner 2006, S. 81.

3Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Bundestage, Parteiausschusstagungen, Konferenzen, Treffen, Besprechungen, Aussprachen, Kurse, Funktionärsbefragungen, S. 3, Willi Eichler.

4Haase 1942, S. 601, Bericht August Heißmeyer 1926.

5Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand, S. 5, Monatsbericht Mai 1927.

6Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand, S. 2, Monatsbericht Februar 1929.

7Ebenda, S. 4, Monatsbericht März 1929.

8Ebenda, S. 5, Bericht über das Vierteljahr April – Mai – Juni 1929.

9Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an Bundesvorstand, S. 11, 11.12.1930, Willi Eichler an OVV.

10Ebenda, S. 3, 12.3.1930, Willi Eichler an OVV.

11Ebenda, S. 9, 23.10.1930, Willi Eichler an OVV.

12Ebenda, S. 6, 9.6.1930, Willi Eichler an OVV.

13Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an Bundesvorstand, S. 31, 18.12.1932, Eichler an OVV und AGL.

14Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Bundestage, Parteiausschusstagungen, Konferenzen, Treffen, Besprechungen, Aussprachen, Kurse, Funktionärsbefragungen, S. 1, Willi Eichler–12.

15Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand, S. 19, 29.9.1931, Willi Eichler an OVV.

16Ebenda, S. 21, 22.11.1931, Willi Eichler.

17Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), S. 168, 1936, System der philosophischen Rechtslehre und Politik, Verlag Öffentliches Leben in Göttingen, 15. Oktober 1936.

18Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an Bundesvorstand, S. 22, 15.12.1931, Willi Eichler an OVV.

19Internationale-Transportarbeiter-Föderation und Aufzeichnungen über Personen, S. 1, Oskar Schmidt, Interview vom 25.11.1965.

20Der Funke, 1.1.1932, Nr. 1a.

21Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand, S. 31, 18.12.1932, Eichler an OVV und AGL.

22Ebenda, S. 32, 8.2.1933 Eichler an die OVV des ISK. Im Juli 1932 wurden reichsweit 77 000 Exemplare des Funken abgesetzt.

23Lindner 2006, S. 82

24Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an Bundesvorstand, S. 33, 21.2.1933 Deppe an die Abonnenten des Funken.

25Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Bundestage, Parteiausschusstagungen, Konferenzen, Treffen, Besprechungen, Aussprachen, Kurse, Funktionärsbefragungen, S. 7, Willi Eichler–12

Rainer Driever