Stationen der Stadtgeschichte

1989 - Grenzöffnung


Sonntagnachmittag vor dem Rathaus Göttingen war nach dem Zweiten Weltkrieg von der Teilung Deutschlands unmittelbar betroffen. Die Stadt lag dicht am "Eisernen Vorhang", jener hochgefährlichen weltpolitischen Grenze, wo sich die verfeindeten Mächte aus Ost und West direkt gegenüber standen. Obwohl dadurch von einem großen Teil ihres früheren Hinterlandes abgeschnitten, hatten sich die Göttinger allerdings in der aufblühenden Bundesrepublik recht gut eingerichtet.

So wurden auch sie, wie die meisten Menschen in Deutschland, Europa und überall auf der Welt, von den Ereignissen des November 1989 unvorbereitet getroffen. Drei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer, am 12. November 1989, hob sich der "Eiserne Vorhang" auch südlich von Göttingen bei Hohengandern. Der Drang der Menschen war zu groß, in überschäumend-freudiger Stimmung fanden sie durch diesen neuen Grenzübergang zu einander. In den ersten zehn Tagen besuchten über 20000 DDR-Bürger Göttingen und wurden hier nicht nur mit über 1 Million DM Begrüßungsgeld, sondern vor allem mit Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft empfangen. Es herrschte ein festlich-heiterer Ausnahmezustand, wie ihn Stadt und Land noch nie erlebt hatten.

Der Ausnahme folgte bald die Normalität, die manche Blütenträume welken ließ. Schwierigkeiten, Missverständnisse und Gegensätze, im ersten Überschwang unterschätzt, zeigen unübersehbar, dass die deutsche Vereinigung kein Ereignis, sondern eine langfristige Entwicklung ist. Fest steht aber: Wie für das ganze Land, so eröffnete der Fall der Grenzen auch für Göttingen, das jetzt wieder mitten in Deutschland und Europa liegt, neue Wege in die Zukunft, die es beherzt einzuschlagen gilt! Trabi-Parkplatz

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