Stationen der Stadtgeschichte |
1514 - Aufstand gegen die Kaufgilde |
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Jahrhunderte lang waren die Geschicke Göttingens von einer kleinen, weitgehend geschlossenen Personengruppe bestimmt worden. Diese gesellschaftlich führende Schicht der Fern- und Großhandelskaufleute war organisiert in der Kaufgilde und stellte in aller Regel auch die Ratsherren und Bürgermeister. In absteigender Linie folgten diesen sozial und politisch führenden "ratsfähigen Familien" die Gilden und Innungen der Schuhmacher, Bäcker, Wollenweber, Leineweber, Schneider und Schmiede; die Knochenhauer (Schlachter) nahmen eine Sonderstellung ein. Der Rest der handwerklich tätigen Bürgerschaft wurde zur "Meinheit" zusammengefaßt.
Im Gegensatz zu anderen Städten war die Herrschaft der Kaufgilde in Göttingen in den ersten Jahrhunderten der Stadtgeschichte nie ernsthaft bedroht, Aufstände der anderen Gilden hatte es nicht gegeben. Das änderte sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Wirtschaftlicher Niedergang, eine von übermäßiger Kreditaufnahme gekennzeichnete verfehlte Finanzpolitik und politische Auseinandersetzungen mit dem Herzog stürzten die Stadt in eine sich rasant verschärfende Finanzkrise. Als der Rat keinen anderen Ausweg mehr sah, als neue Steuern zu erlassen, kam es zum offenen Konflikt, der in einem regelrechten Aufstand gipfelte. Wahrscheinlich am 6. März 1514 stürmten die Gilden das Rathaus, setzten den Rat kurzerhand gefangen und jagten ihn anschließend aus der Verantwortung. Diese "Revolution" war der Beginn einer grundlegenden Umgestaltung der städtischen Verfassung und zugleich auch eine wichtige Voraussetzung für die Einführung der lutherischen Reformation in Göttingen. |
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