Walter Proskauer (1890 - 1943)

Rechtsanwalt

Gedenktafel

Walter Proskauer, Rechtsanwalt und Notar, wurde am 6. Februar 1890 in Ratibor geboren. Er heiratete 1922 Margarethe Jacob und hatte den Sohn Johannes. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich Walter Proskauer in Göttingen niedergelassen und wohnte hier: Walkemühlenweg 20 (1919), Herzberger Landstraße 5 (1920), Nikolausberger Weg 82 (1922), Hainholzweg 68 (1926), Gotmarstraße 9 (1933-1934). Die Kanzlei befand sich zunächst in der Theaterstraße 8 und später in der Theaterstraße 10.

Walter Proskauer war in Göttingen Vorsitzender des Zentralvereins der Staatsbürger jüdischen Glaubens. Schon vor 1933 verteidigte er jüdische Bürger der Stadt, die von Nationalsozialisten behelligt oder angegriffen worden waren. Als einziger unter seinen jüdischen und nichtjüdischen Kollegen trat er offen und kämpferisch für die rechtliche Gleichstellung und die Rechtssicherheit der Juden in Göttingen ein. Zudem stellte er sich immer wieder mit rechtlichen Mitteln dem organisierten Antisemitismus entgegen und bietet so das Beispiel eines aufrechten, unbestechlichen und mutigen Anwalts.

Auch er selbst wurde zweimal Anfang der 30er Jahre Opfer antisemitischer Aktionen in Göttingen. So waren im Juni 1931 an sein Haus mit roter Farbe Galgen und Schwert geschmiert worden. Und ein halbes Jahr später, am 12. Dezember 1931, wurden nachts einige Fenster seines Hauses eingeworfen. Diese Erlebnisse und vor allem die Tatsache, daß sein Berufsstand von Beginn der nationalsozialistischen Machtübernahme an besonderen Beschränkungen unterworfen war, veranlaßten Walter Proskauer bald nach 1933, mit seiner Familie Göttingen zu verlassen und nach Berlin überzusiedeln, wo er möglicherweise auch als Jurist vorerst noch ein gewisses berufliches Auskommen finden konnte. Walter Proskauers Frau starb in Berlin im Dezember 1940. Er selbst wurde am 12. März 1943 von Berlin aus in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Er gilt dort als verschollen.


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