Maurice Halbwachs (1877 - 1945)

Soziologe

Gedenktafel

Maurice Halbwachs wurde am 11. März 1877 in Reims geboren. Nach seiner akademischen Ausbildung in Frankreich war er während seiner Studien zu Gottfried Leibniz als Französisch-Lektor an der Universität Göttingen tätig. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm er einen Lehrstuhl an der nun wieder französischen Universität Straßburg, seit 1935 lehrte er an der Sorbonne in Paris. Wegen der Résistance-Aktivitäten seines Sohnes wurde Halbwachs 1944 verhaftet und nach Buchenwald deportiert, wo er am 16. März 1945 starb.

Kennzeichnend für die herausragende wissenschaftliche Leistung von Maurice Halbwachs ist sein weitausgreifender Forschungsansatz bei der Bobachtung alltäglicher Erscheinungen, die er mit strengen theoretischen Überlegungen verband. Er führte so in seinen Untersuchungen Psychologie und Soziologie zusammen. Ihn interessierte zunächst die Frage nach der Differenzierung der gesellschaftlichen Klassen, ihrer jeweiligen Bewusstseinslage und Lebensführung. Seit den 1920er Jahren trat die heute wieder aktuelle Thematik der Grundstrukturen kollektiver Erinnerung in den Vordergrund, wobei die Entdeckung des kollektiven Gedächtnisses und die Zuordnung von Gedächtnis und Gruppe die bahnbrechende Leistung Halbwachs´ war. Die kurze Göttinger Zeit von Maurice Halbwachs gehört in den wichtigen Zusammenhang seiner wissenschaftlichen Vermittlertätigkeit zwischen Frankreich und Deutschland. Es war Halbwachs, der Max Weber, den wohl bedeutendsten deutschen Soziologen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in Frankreich bekannt gemacht hat. Unabhängig von seinen wissenschaftlichen Leistungen ist die Anbringung einer Gedenktafel für Halbwachs auch ein Beitrag zur Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit.


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