Karl Ilse

wurde am 7.12.1887 in Hann. Münden geboren. Nach Besuch der Volksschule absolvierte er eine dreieinhalbjährige Lehrzeit als Maler in Göttingen. Seine letzte Arbeitsstätte vor der Inhaftierung am 28. September 1939 war die Firma Winkel (Zeiss-Winkel) in Göttingen, bei der er seit 1938 arbeitete. Zuvor hatte er als selbständiger Maler sein Geld verdient. Ilse wohnte mit seiner Frau Frieda, 2 Töchtern und einem Sohn in der Hospitalstraße.1

Ilse wurde am 28.September 1939 in Göttingen in Haft genommen und von dort zur Verhandlung in das Gerichtsgefängnis Hannover überführt.2

Am 17.11.1939 erging das Urteil des Sondergerichts für den Oberlandesgerichtsbezirk Celle beim Landgericht Hannover gegen Ilse und zwei Mitangeklagte. In seiner Urteilsbegründung hieß es: (In seinem) Gesamtverhalten ergibt sich eine staatsfeindliche Einstellung, sonst würde der Angeklagte die Lügennachrichten nicht noch verbreitet haben. Seine Kriegsteilnehmerschaft wurde wegen der späteren Fahnenflucht nicht mildernd berücksichtigt. Sein Strafmaß lautete: wegen Vergehen gegen § V. Rundfunkmassnahmen 1 Jahr Zuchthaus, wegen Verbrechens nach § 2 a.a.o. in Tateinheit mit Vergehen gegen § 1 des Heimtückegesetzes eine Zuchthausstrafe von einem Jahr und sechs Monaten gemäß § 74 StGB. Dies summierte sich zu einer Gesamtstrafe von 2 Jahren und 3 Monaten (die Untersuchungshaft wurde angerechnet).3 (Urteil Ilse, Bergmann und Teuteberg 17.11.1939 PDF)

Am 1. Dezember 1939 wurde Ilse in das Strafgefängnis Hameln überführt.4 Dort musste er nach der Standardprozedur am 7.12. einen Lebenslauf schreiben, bei dem auch stets die „Tatmotivation“ abgefragt wurde. Ilse schrieb dazu, dass die ihm zur Last gelegten Taten unter bestimmt keiner bösen Absicht erfolgt seien.5 Bis Ende 1942 verbrachte Ilse seine Haft in Hameln. Er schrieb 19 Briefe an seine Frau und seinen Sohn, der als Oberfeldwebel bei der Luftwaffe diente.6 Er war in Hameln in Gemeinschaftshaft untergebracht und wurde bis Anfang 1940 mit Tütenkleben beschäftigt. In den folgenden zwei Jahren bis zu seiner Entlassung arbeitete er in seiner erlernten Tätigkeit als Maler in Neustadt, Bremervörde und für Behörden.7 Bis zum Juli 1941 bekam er regelmäßige Besuche von seiner Frau Frieda.8 In einer Tagesbeobachtung wird er als willig und fleissig9 beschrieben, der Gefängnisvorstand sah allerdings keine besondere(n) Gründe für einen Gnadenerweis, d.h. eine vorzeitige Entlassung.10 In seiner letzten Einschätzung schrieb der Vorstand im November 1941, dass es sich um einen vorbestraften, unzuverlässigen Menschen, der keine Gewähr für künftiges Wohlverhalten bietet, handele.11

Ilse wurde am 28. Dezember 1941 nach Göttingen entlassen. Dort wurde er durch die Geheime Staatspolizeistelle (Stapo-Außenstelle Göttingen) festgenommen und in ein Konzentrationslager überführt. Ein mit Nachforschungen beauftragter Rechtsanwalt konnte Ilse bis Anfang Januar 1942 nicht finden.12



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Quelle

Gefangenenpersonalakte Karl Ilse: Strafgefängnis Hameln. Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86 Hameln Acc. 143/90 Nr. 3591.



1Gefangenenpersonalakte Karl Ilse, S. 22, 7.12.1939, Lebenslauf Ilse.

2Ebenda, S. 84, 11.11.1939, Oberstaatsanwalt Hannover an Polizeiverwaltung Göttingen Haftsache Ilse.

3Ebenda, S. 29–30, 17.11.1939, Urteil des Sondergerichts für den Oberlandesgerichtsbezirk Celle - Ilse, Teuteberg und Bergmann.

4Ebenda, S. 37, 1.12.1939, Oberstaatsanwalt Hannover- Ilse.

5Ebenda, S. 22, 7.12.1939, Lebenslauf Ilse.

6Ebenda, S. 12, Dezember 39 bis November 41.

7Ebenda, S. 18, 1939- 1941 – Beschäftigungsnachweis.

8Ebenda, S. 13, 6.7.1941, Besuchskontrolle Ilse.

9Ebenda, S. 9, 23.7.1941 Tagesbeobachtung Ilse.

10Ebenda, S. 49, Vorstand Zuchthaus Hameln Gnadengutachten Ilse.

11Ebenda, S. 59, 4.11.1941, Zuchthaus Hameln an Stapo-Stelle Flensburg- Ilse. Ilse hatte den kurzzeitigen Plan, nach Flensburg zu übersiedeln.

12Ebenda, S. 68, 5.1.1942, Rechtsanwalt Schütz Hannover an Direktion Hameln – Ilse.

Rainer Driever