Georg Ringsleben

Der Arbeiter Georg Ringsleben (geb. 7.5.1902 in Altenbauna) hatte sich seit dem 27. März 1933 versteckt gehalten. Erst am 24. Mai gelang seine Verhaftung. Ringsleben wurde zunächst als Schutzhäftling im Gerichtsgefängnis Göttingen eingesperrt.1

Die Mündener Polizei charakterisierte Ringsleben bei seiner Einlieferung als einen aktiven Kommunisten und schlug ihn für die Unterbringung in einem Konzentrationslager vor.2

Ende Mai bat Ringsleben in einem Brief an den Landrat um Entlassung aus der Schutzhaft.3 Das Standardvorgehen bei einer solchen Bitte war die Nachfrage bei der zuständigen Ortspolizei. Lieberkecht von der Mündener Polizei vermerkte dazu: Ringsleben ist einer der fanatischsten und eifrigsten Kommunisten Mündens und schon jahrelang führend in der Partei tätig. Bei der am 28.3.33 erfolgten Verhaftung führender Mündener Kommunisten sollte auch Ringsleben festgenommen werden. Er hielt sich aber am betr. Tage mit dem Kommunistenführer Heeb in Kassel auf und war seit diesem Tage flüchtig. Ringsleben ist seit Jahren erwerbslos. Es steht nicht zu erwarten, daß Ringsleben seine kommunistische Gesinnung ändern wird, (…) (es) ist bestimmt anzunehmen, daß er seine komm(unistische) Tätigkeit fortsetzen wird.4

Am 7. Juni wurde Ringsleben in das Konzentrationslager Moringen überführt.5 Von dort wandte er sich am 27.6. erneut an den Landrat und bat ihn um Entlassung wegen seines Lungenleidens.6 Der Lagerkommandant beantwortet die Nachfrage des Landrats nach Ringsleben mit dem Bescheid, dass dieser nicht zu Klagen Anlass gäbe. Er hat sich vom 21.-26.6.33 hier im Lager am Hungerstreik beteiligt. Gearbeitet hat er hier nicht.7

Die Ortspolizei in Hann. Münden blieb bei ihrer Beurteilung. Gründe für seine Entlassung sah sie nicht. Er ist Kommunist und hat den hiesigen Polizeibeamten immer wieder Schwierigkeiten gemacht. In Klebe- und Malkolonnen war er führend tätig. Es sei zu erwarten,(...) daß er sich weiter im kommunistischen Sinne betätigen wird. R. war von der KPD als Bürgervorsteher aufgestellt.8

In einer Vernehmung einer Mündener Kommunistin in Moringen wurden Ringsleben und Ludwig Risch in Zusammenhang mit einer Flugblattaktion genannt. Diese Flugblätter kamen aus Kassel, vermutlich von der Bezirksleitung der KPD.9 Dies schlug sich sofort in der Beurteilung der zu Entlassenden nieder. Die Mündener Polizei schrieb am 26. September: (…) R. war in der K.P.D. führend tätig und ist wohl der Kommunist, der der Polizei die meisten Schwierigkeiten bereitet hat. Besonders betätigte er sich in der Verteilung kommunistischer Flugblätter und in der Einberufung von Versammlungen der KPD. (...).10 Am 18. Oktober wurde Ringsleben in das Konzentrationslager Papenburg verlegt.11

Ringsleben konnte das Konzentrationslager wahrscheinlich bis zum Ende des Jahres 1933 wieder verlassen.12 Er wurde erneut am 3. Februar 1934 zusammen mit Willi Peters in Schutzhaft genommen, um ihn am folgenden Tag zu einer Gegenüberstellung mit Heinrich Heeb nach Kassel zu bringen. Am 5.2.1934 wurde, vermutlich als Folge des Verhörs in Kassel am 3.2., ein bis dahin versteckter Vervielfältigungsapparat der KPD beschlagnahmt.13



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Literatur und Quellen:

Christmann, Gottfried; Kropp, Dieter (1984): Arbeiterbewegung in Hann. Münden von 1918 bis 1936 : (Katalog der Ausstellung "Arbeiterbewegung in Münden von 1869 bis 1945“). Göttingen [u.a.]: Zentralstelle für Weiterbildung der Georg-August-Univ. [u.a.] (Göttinger Beiträge zur universitären Erwachsenenbildung / Sonderheft).

Schutzhaft und politische Polizei Hann. Münden I. Kreisarchiv Göttingen, LA HMÜ 94.

Schutzhaft und politische Polizei Hann. Münden II. Kreisarchiv Göttingen, LA HMÜ 85.



1Schutzhaft und politische Polizei Hann. Münden I, S. 1, 24.5.1933 - Landrat - Inhaftierung Ringsleben, 23.5.1933.

2Ebenda, S. 2, 23.5.1933 - Ortspolizei Hann. Münden - Schutzhaft Georg Ringsleben.

3Ebenda, S. 3. 25.5.1933 - Brief Ringsleben an Landrat.

4Ebenda, S. 4, 30.5.1933 - Krim.Pol. Hann. Münden - Vermerk Ringsleben.

5Ebenda, S. 5, 17.6.1933 - Landrat - Notiz Gerichtsgefängnis Göttingen.

6Ebenda, S. 7, 27.6.1933 - Ringsleben an Landrat.

7Ebenda, S. 8, 6.7.1933 - Lagerkommandant Moringen an Landrat.

8Ebenda, S. 8v, 11.9.1933 - Ortspolizei Hann. Münden an Landrat – Ringsleben.

9Schutzhaft und politische Polizei Hann. Münden II, S. 24, 7.9.1933 - Vernehmung Dora Neubauer in Moringen.

10Schutzhaft und politische Polizei Hann. Münden I, S. 9, 26.9.1933 - Ortspolizei Hann. Münden - Vermerk Ringsleben.

11Ebenda, S. 11, 19.10.1933 - Lagerkommandant an Landrat - Verlegung Ringsleben.

12Christmann und Kropp 1984, S. 129, 14.8.1935 - August Verhaftungen Münden mit Schutzhaftangaben für 33 und 34.

13Schutzhaft und politische Polizei Hann. Münden II, S. 186, 6.2.1934 - Ortspolizei Münden Krim.Kom. Meier an Stapo-Stelle Hannover – Gegenüberstellung.

Rainer Driever