Stationen der Stadtgeschichte

1932 - Hitler-Rede in Göttingen


Hitler-Rede auf dem Hainberg, Andrang zur Kasse.
Am 21. Juli 1932 war ganz Göttingen auf den Beinen. Seit den frühen Morgenstunden strömten aus der Stadt und ihrer Umgebung Tausende zum Kaiser-Wilhelm-Park, kurz KWP genannt, dem beliebten Ausflugslokal am Hainberg. Im Rahmen des Wahlkampfes für die bevorstehende Reichstagswahl war dort für den Abend eine Rede Adolf Hitlers angekündigt, des "Führers" der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

Für Hitler war dieser Auftritt in doppelter Hinsicht ein "Heimspiel": Albert Gnade, der Wirt des KWP, war sein langjähriger und treuer Gefolgsmann, und in Göttingen hatten die Nationalsozialisten schon früh Fuß fassen können. Bereits seit der Kommunalwahl vom November 1929 galt die Stadt als Hochburg der NSDAP, die hier bei der Reichstagswahl von 1930 über siebenunddreißig Prozent gewann und mit Abstand stärkste Partei wurde.

Trotzdem hatten die Nazis nichts dem Zufall überlassen. Die Werbung, insbesondere in der Presse, war ausführlich, ein eigener Generator versorgte Lautsprecher und Lichtanlage mit Strom und auch an, modern gesprochen, Merchandising hatte man gedacht: Den Verehrern des "Führers" wurden Blechanstecker mit der Aufschrift "Hitlertag Göttingen" angeboten. Trotz strömendem Regen versetzte Hitler sein Publikum in überschäumende Begeisterung.

Der gewünschte Erfolg blieb nicht aus: Bei der Wahl am 31. Juli gaben einundfünfzig Prozent der Göttinger, also die absolute Mehrheit, den Nazis ihre Stimme. Entsprechend reibungslos verlief 1933 in Göttingen die Machtübernahme durch die NSDAP. Oberbürgermeister Bruno Jung - selbst kein Nazi - blieb zwar zunächst im Amt, die Verwaltung folgte von nun aber uneingeschränkt den Vorgaben Hitlers. 1938 wurde Jung von dem ausgewiesenen Nationalsozialisten und SS-Mann Albert Gnade abgelöst.

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