Stationen der Stadtgeschichte

1786 - Aufschwung durch Universität

Kerzenleuchter des Goldschmieds Heinrich Otto Christian Knauer, 1780 (Handschriftenabteilung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen) Am 13. März 1786 beantragte Johann Conrad Bremer beim Göttinger Magistrat eine Konzession für seine Weinhandlung. Dieses Ereignis ist zweifelsohne schon für sich erwähnenswert, erfreut sich doch das Bremersche Geschäft bei allen Freunden eines guten Tropfens heute noch großer Beliebtheit. Zugleich ist es aber auch ein Anzeichen dafür, wie im wahrsten Wortsinn umfassend die Gründung der Georgia Augusta das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben Göttingens umgestaltete.

Man stelle sich vor, was alles verändert werden musste: Die Beschickung des Wochenmarktes durch die Bauern der umliegenden Dörfer war ebenso zu verbessern wie die Versorgung mit Trinkwasser, der Verkauf von Frischfleisch und das Bierbrauen, nicht zu vergessen die Straßenreinigung, die Brennholzversorgung und die Anschaffung von Mietsänften zum Transport vornehmer Persönlichkeiten – gewissermaßen die Vorläufer des modernen Personennahverkehrs.

Wie das Beispiel Bremer zeigt, entstand in Göttingen durch Professoren und Studenten aber erstmals auch ein Markt für Erzeugnisse des gehobenen Bedarfs. Die Kaufkraft war beträchtlich, flossen doch allein von den Studenten jährlich über 100.000 Taler in die Kassen der Geschäftsleute. So verwundert es nicht, dass sich 1743 der Goldschmied Heinrich Otto Christian Knauer hier ebenso niederließ wie 1786 der Möbeltischler Johann Jacob Reitemeier und 1794 der Klavierbauer Gottlieb Wilhelm Ritmüller – wie es bereits 1735 der Verleger Abraham Vandenhoeck und 1766 sein Konkurrent Johann Christian Dieterich getan hatten. Manch braver Göttinger Bürger wird sich ob dieses fremdartigen Treibens verwundert die Augen gerieben haben!

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