Stationen der Stadtgeschichte

1593 - Einrichtung einer Mädchenschule

Weltliche Bildung war bis zur Reformation nahezu ausschließlich den Männern zugänglich gewesen. Zur Befriedigung geistiger und kultureller Bedürfnisse stand einer Frau nur der Weg ins Kloster offen. Im Zuge der Bildungsbestrebungen der Reformatoren um Martin Luther änderten sich diese Verhältnisse grundlegend, weil jetzt auch Frauen und Mädchen weltliche Bildungsmöglichkeiten eröffnet wurden.

Nach ersten Anläufen 1531/34 liegen sichere Nachrichten über das Bestehen einer Mädchenschule in Göttingen aus dem Jahr 1593 vor. Am 14. Juni diesen Jahres wird mit ausdrücklicher Berufung auf die 1530 erlassene Kirchenordnung in den Gebäuden des ehemaligen Barfüßerklosters eine "Medleinschule" eingerichtet. Die Leitung übertrug der Rat dem Organisten Johann Nagel und seiner Frau. Sie unterrichteten die sechs- bis zwölfjährigen Mädchen, wie es damals üblich war in einem Raum, anhand des Katechismus vor allem im Lesen, aber auch im Schreiben und Nähen. Der Unterricht begann im Winter um 7 Uhr, im Sommer eine Stunde früher und dauerte vormittags und nachmittags jeweils drei Stunden, donnerstags und samstags waren die Nachmittage schulfrei. Die Schulzucht war streng: "schalckheit und gewesch oder gelechter" waren strikt verboten.

Die Göttinger Mädchenschule war zu ihrer Zeit in weitem Umkreis die einzige Einrichtung ihrer Art und hatte mindestens bis ins Jahr 1642 Bestand.

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