Stationen der Stadtgeschichte

1572 - Austritt aus der Hanse

Detail aus der Ausmalung der Rathaus-Halle: "Das Brautpaar" neben der Tür zum Standesamt. Darüber zwei Wappen des Wappenfrieses. Wohl kein Umstand aus der mittelalterlichen Geschichte Göttingens ist im historischen Bewusstsein seiner Bürger so gegenwärtig wie die Mitgliedschaft der Stadt in der Hanse. Verantwortlich dafür ist vor allem die prächtige Ausmalung der großen Halle des Alten Rathauses. Dort erinnern nicht weniger als 56 Wappen ehemaliger Hansestädte, die in einem umlaufenden Fries die Wände zieren, an die große Zeit des mittelalterlichen Handels in Norddeutschland.

Schade ist nur, dass die geschichtliche Wirklichkeit ganz anders aussah. Göttingen ist erstmals 1351 - und damit sehr spät - zu einem Hansetag geladen worden, war dort erst in den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts durch einen Ratsherrn vertreten und gehörte auch auf dem Höhepunkt seiner Bedeutung als Handelsstadt nie zu den wichtigen Mitgliedern dieses Bundes. Göttingen war wenig mehr als ein "zahlendes Mitglied", und diese finanziellen Belastungen waren schließlich mit dafür verantwortlich, dass im 16. Jahrhundert die Unzufriedenheit wuchs. Im Jahre 1572 erklärte Göttingen seinen Austritt aus der Hanse.

Die Malereien in der großen Halle stammen dagegen aus den Jahren 1883-1886 und sind das Werk des Hannoveraner Künstler Hermann Schaper. Was den Besucher im Alten Rathaus beeindruckt, ist also nicht die glaubwürdige Spiegelung vergangener geschichtlicher Wirklichkeit, sondern deren nachträgliche romantische Verklärung im ausgehenden 19. Jahrhundert.

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