Roman Ingarden (1893 - 1970)

Philosoph

Gedenktafel

Roman Ingarden wurde am 5. Februar 1893 in Krakau geboren. Er studierte Philosophie und Mathematik in Göttingen, Freiburg und Wien und wurde 1945 Professor für Philosophie in Krakau. Nachdem Ingarden während der Hochphase des polnischen Stalinismus von 1950 bis 1956 wegen "idealistischer Philosophie" von seiner Lehrtätigkeit dispensiert worden war, gilt er seit seiner Rehabilitierung als der bedeutendste polnische Philosoph des 20. Jahrhunderts. Roman Ingarden verstarb am 14. Juni 1970.
Ursprünglich ein Schüler und Freund Edmund Husserls, bei dem er in Göttingen studiert hatte und dem er 1916 von hier nach Freiburg folgte, wandte sich Roman Ingarden später von Husserls transzendentalem Idealismus ab und vertrat eine modifizierte Phänomenologie. Ein Schwerpunkt seiner Arbeiten lag auf der philosophisch-ontologischen Begründung von Literatur und Kunst, so dass Ingarden zugleich auch die polnische Literaturwissenschaft nachhaltig beeinflusste. Unter dem Verzicht auf psychologische Kriterien analysierte und beschrieb er den Schichtenaufbau dichterischer Werke und kam auf diesem Wege zu der Erkenntnis, dass das Kunstwerk durch einen Bewusstseinsakt des Betrachters bzw. Rezipienten konkretisiert und als werthafter ästhetischer Gegenstand erlebt werde. Die internationale Anerkennung der Leistungen Roman Ingardens spiegelt sich u. a. darin, dass er 1968 mit dem Gottfried-Herder-Preis ausgezeichnet wurde. 1998 wurde im polnischen Fernsehen ein ca. einstündiger Film über Roman Ingarden gesendet, in dem auch seine Göttinger Lebensstation ausführlich dargestellt wurde.

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